bunden und versöhnt, sanft zu seyn, nicht bloß stark, ihr sein Freiheitsrecht und seine liebende Seele recht offen hinzulegen und das edle We¬ sen zu werden, das ihr gehört: bin ich's nicht, wenn ich's recht will? sagt' er.
In der höchsten Lebensfreude, in der Einig¬ keit mit sich und dem Schicksal, machte er seine Reise nach Isola bella so schnell, als hab' er da die Geliebte schon zu finden, nicht erst zu erwarten. Wie manches stand jetzt kleiner an seinem Wege, an das er das römische Maaß und nicht das deutsche legte und wovor er nun, wie ihm sein Vater vorausgesagt, flüchtiger vorübergieng! --
Endlich sah er die Kunst-Alpe Isola von bella in den Wellen stehen; und landete freu¬ dig mit seinem Lehrer in dem Kindheits-Gar¬ ten an, wo er so viel erwarten und mit neuen welschen Lebens-Blüthen am Herzen aus dem gelobten Lande scheiden sollte.
Er wartete mehrere lange Tage, sich seh¬ nend und bangend nach den Freundinnen, ob ihm gleich der heitere Freund immer die Ge¬ schwindigkeit seiner Reise vorrechnete. Sein
bunden und verſöhnt, ſanft zu ſeyn, nicht bloß ſtark, ihr ſein Freiheitsrecht und ſeine liebende Seele recht offen hinzulegen und das edle We¬ ſen zu werden, das ihr gehört: bin ich's nicht, wenn ich's recht will? sagt' er.
In der höchſten Lebensfreude, in der Einig¬ keit mit ſich und dem Schickſal, machte er ſeine Reiſe nach Isola bella ſo ſchnell, als hab' er da die Geliebte ſchon zu finden, nicht erſt zu erwarten. Wie manches ſtand jetzt kleiner an ſeinem Wege, an das er das römiſche Maaß und nicht das deutſche legte und wovor er nun, wie ihm ſein Vater vorausgeſagt, flüchtiger vorübergieng! —
Endlich ſah er die Kunst-Alpe Isola von bella in den Wellen ſtehen; und landete freu¬ dig mit ſeinem Lehrer in dem Kindheits-Gar¬ ten an, wo er ſo viel erwarten und mit neuen welſchen Lebens-Blüthen am Herzen aus dem gelobten Lande ſcheiden ſollte.
Er wartete mehrere lange Tage, ſich ſeh¬ nend und bangend nach den Freundinnen, ob ihm gleich der heitere Freund immer die Ge¬ ſchwindigkeit ſeiner Reiſe vorrechnete. Sein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0238"n="226"/>
bunden und verſöhnt, ſanft zu ſeyn, nicht bloß<lb/>ſtark, ihr ſein Freiheitsrecht und ſeine liebende<lb/>
Seele recht offen hinzulegen und das edle We¬<lb/>ſen zu werden, das ihr gehört: bin ich's nicht,<lb/>
wenn ich's recht will? sagt' er.</p><lb/><p>In der höchſten Lebensfreude, in der Einig¬<lb/>
keit mit ſich und dem Schickſal, machte er ſeine<lb/>
Reiſe nach <hirendition="#aq">Isola bella</hi>ſo ſchnell, als hab' er<lb/>
da die Geliebte ſchon zu finden, nicht erſt zu<lb/>
erwarten. Wie manches ſtand jetzt kleiner an<lb/>ſeinem Wege, an das er das römiſche Maaß<lb/>
und nicht das deutſche legte und wovor er nun,<lb/>
wie ihm ſein Vater vorausgeſagt, flüchtiger<lb/>
vorübergieng! —</p><lb/><p>Endlich ſah er die Kunst-Alpe <hirendition="#aq">Isola</hi> von<lb/><hirendition="#aq">bella</hi> in den Wellen ſtehen; und landete freu¬<lb/>
dig mit ſeinem Lehrer in dem Kindheits-Gar¬<lb/>
ten an, wo er ſo viel erwarten und mit neuen<lb/>
welſchen Lebens-Blüthen am Herzen aus dem<lb/>
gelobten Lande ſcheiden ſollte.</p><lb/><p>Er wartete mehrere lange Tage, ſich ſeh¬<lb/>
nend und bangend nach den Freundinnen, ob<lb/>
ihm gleich der heitere Freund immer die Ge¬<lb/>ſchwindigkeit ſeiner Reiſe vorrechnete. Sein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226/0238]
bunden und verſöhnt, ſanft zu ſeyn, nicht bloß
ſtark, ihr ſein Freiheitsrecht und ſeine liebende
Seele recht offen hinzulegen und das edle We¬
ſen zu werden, das ihr gehört: bin ich's nicht,
wenn ich's recht will? sagt' er.
In der höchſten Lebensfreude, in der Einig¬
keit mit ſich und dem Schickſal, machte er ſeine
Reiſe nach Isola bella ſo ſchnell, als hab' er
da die Geliebte ſchon zu finden, nicht erſt zu
erwarten. Wie manches ſtand jetzt kleiner an
ſeinem Wege, an das er das römiſche Maaß
und nicht das deutſche legte und wovor er nun,
wie ihm ſein Vater vorausgeſagt, flüchtiger
vorübergieng! —
Endlich ſah er die Kunst-Alpe Isola von
bella in den Wellen ſtehen; und landete freu¬
dig mit ſeinem Lehrer in dem Kindheits-Gar¬
ten an, wo er ſo viel erwarten und mit neuen
welſchen Lebens-Blüthen am Herzen aus dem
gelobten Lande ſcheiden ſollte.
Er wartete mehrere lange Tage, ſich ſeh¬
nend und bangend nach den Freundinnen, ob
ihm gleich der heitere Freund immer die Ge¬
ſchwindigkeit ſeiner Reiſe vorrechnete. Sein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/238>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.