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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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che Garten von Portici nach Neapel, ein von
Wellen umspültes Garten-Gewebe von Dör¬
fern, Baumwäldchen und Landhäusern, führte
sein Auge über Blüthen nach seinem Paradies
im Meer. -- Diese einsame stille Zeit voll
Sehnsucht erweichte unendlich sein schönes Herz.
Er endigte so den abgebrochnen Brief:

In Portici.

O meine Linda! Ich bin Dir wieder nä¬
her, aber die Ferne zwischen uns wird mir hier
in der Stille so weit! O Linda, ich liebe Dich
mit Schmerzen, in der Nähe, in der Ferne --
o mit welchen verlör' ich Dich erst? -- War¬
um bin ich denn Deiner Liebe so gewiß? Oder
so ungewiß? Leise spricht Dein Herz zu mir.
Leise Musik und Liebe ist einer entfernten
gleich, -- und die ferne auch wieder der leisen.
hat mich der erhabne Säulenstuhl des Donner¬
gottes neben mir so sehr erschüttert, oder denk'
ich zu lebhaft an das hohle todte Herkulanum
unter mir, wo Eine Stadt Ein Sarg ist: wei¬
nend und beklommen seh' ich über das Meer
an die stille Insel, worauf Du wohnst. -- O
daß es so lange wird, bis wir uns sehen, daß

che Garten von Portici nach Neapel, ein von
Wellen umſpültes Garten-Gewebe von Dör¬
fern, Baumwäldchen und Landhäuſern, führte
ſein Auge über Blüthen nach ſeinem Paradies
im Meer. — Dieſe einſame ſtille Zeit voll
Sehnſucht erweichte unendlich ſein ſchönes Herz.
Er endigte ſo den abgebrochnen Brief:

In Portici.

O meine Linda! Ich bin Dir wieder nä¬
her, aber die Ferne zwiſchen uns wird mir hier
in der Stille ſo weit! O Linda, ich liebe Dich
mit Schmerzen, in der Nähe, in der Ferne —
o mit welchen verlör' ich Dich erſt? — War¬
um bin ich denn Deiner Liebe ſo gewiß? Oder
ſo ungewiß? Leiſe ſpricht Dein Herz zu mir.
Leiſe Muſik und Liebe iſt einer entfernten
gleich, — und die ferne auch wieder der leiſen.
hat mich der erhabne Säulenſtuhl des Donner¬
gottes neben mir ſo ſehr erſchüttert, oder denk'
ich zu lebhaft an das hohle todte Herkulanum
unter mir, wo Eine Stadt Ein Sarg iſt: wei¬
nend und beklommen ſeh' ich über das Meer
an die ſtille Inſel, worauf Du wohnſt. — O
daß es ſo lange wird, bis wir uns ſehen, daß

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[187/0199] che Garten von Portici nach Neapel, ein von Wellen umſpültes Garten-Gewebe von Dör¬ fern, Baumwäldchen und Landhäuſern, führte ſein Auge über Blüthen nach ſeinem Paradies im Meer. — Dieſe einſame ſtille Zeit voll Sehnſucht erweichte unendlich ſein ſchönes Herz. Er endigte ſo den abgebrochnen Brief: In Portici. O meine Linda! Ich bin Dir wieder nä¬ her, aber die Ferne zwiſchen uns wird mir hier in der Stille ſo weit! O Linda, ich liebe Dich mit Schmerzen, in der Nähe, in der Ferne — o mit welchen verlör' ich Dich erſt? — War¬ um bin ich denn Deiner Liebe ſo gewiß? Oder ſo ungewiß? Leiſe ſpricht Dein Herz zu mir. Leiſe Muſik und Liebe iſt einer entfernten gleich, — und die ferne auch wieder der leiſen. hat mich der erhabne Säulenſtuhl des Donner¬ gottes neben mir ſo ſehr erſchüttert, oder denk' ich zu lebhaft an das hohle todte Herkulanum unter mir, wo Eine Stadt Ein Sarg iſt: wei¬ nend und beklommen ſeh' ich über das Meer an die ſtille Inſel, worauf Du wohnſt. — O daß es ſo lange wird, bis wir uns ſehen, daß

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/199>, abgerufen am 24.11.2024.