mit Gebürgen, Inseln und Küsten. Der Ring der Schöpfung lag auf dem Meere vergoldet vor mir und wie die Zauberstäbe der Strah¬ len die Länder berührten, so fuhren sie leben¬ dig empor. -- Und der alte Königs-Bruder des Vesuv's, der Ätna, saß auf seinem goldnen Thron und schauete über sein Land und Meer. -- Und wie Schnee rollte von den Gebürgen der lichte Tag in das Meer herunter, in Glanz zerrinnend und floß über das weite glückliche Kampanien und in dunkle Kastanien-Thäler. -- Und die Erde wurde unabsehlich und die Sonne zog im weiten Strahlen-Netz die sü߬ gefangne Welt im schönsten Äther weiter.
O Linda, da prangte Deine Insel ausge¬ breitet, stolz gelagert im Meer mit herun¬ terfliessendem Morgenrothe, ein hochmastiges Kriegsschiff -- und ein Adler, der Vogel des Donnergottes, flog in die seelige Weite, als trag' er mein Herz in seiner Brust zu Deinem Epomeo hin. -- O ich möchte ihm nach, sagte mein Geist. -- Der heisse Boden that Don¬ nerschläge und der Rauch umhüllte mich. --
mit Gebürgen, Inſeln und Küſten. Der Ring der Schöpfung lag auf dem Meere vergoldet vor mir und wie die Zauberſtäbe der Strah¬ len die Länder berührten, ſo fuhren ſie leben¬ dig empor. — Und der alte Königs-Bruder des Veſuv's, der Ätna, ſaß auf ſeinem goldnen Thron und ſchauete über ſein Land und Meer. — Und wie Schnee rollte von den Gebürgen der lichte Tag in das Meer herunter, in Glanz zerrinnend und floß über das weite glückliche Kampanien und in dunkle Kaſtanien-Thäler. — Und die Erde wurde unabſehlich und die Sonne zog im weiten Strahlen-Netz die ſü߬ gefangne Welt im ſchönſten Äther weiter.
O Linda, da prangte Deine Inſel ausge¬ breitet, ſtolz gelagert im Meer mit herun¬ terflieſſendem Morgenrothe, ein hochmaſtiges Kriegsſchiff — und ein Adler, der Vogel des Donnergottes, flog in die ſeelige Weite, als trag' er mein Herz in ſeiner Bruſt zu Deinem Epomeo hin. — O ich möchte ihm nach, ſagte mein Geiſt. — Der heiſſe Boden that Don¬ nerſchläge und der Rauch umhüllte mich. —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0197"n="185"/>
mit Gebürgen, Inſeln und Küſten. Der Ring<lb/>
der Schöpfung lag auf dem Meere vergoldet<lb/>
vor mir und wie die Zauberſtäbe der Strah¬<lb/>
len die Länder berührten, ſo fuhren ſie leben¬<lb/>
dig empor. — Und der alte Königs-Bruder des<lb/>
Veſuv's, der Ätna, ſaß auf ſeinem goldnen<lb/>
Thron und ſchauete über ſein Land und Meer.<lb/>— Und wie Schnee rollte von den Gebürgen<lb/>
der lichte Tag in das Meer herunter, in Glanz<lb/>
zerrinnend und floß über das weite glückliche<lb/>
Kampanien und in dunkle Kaſtanien-Thäler.<lb/>— Und die Erde wurde unabſehlich und die<lb/>
Sonne zog im weiten Strahlen-Netz die ſü߬<lb/>
gefangne Welt im ſchönſten Äther weiter.</p><lb/><p>O Linda, da prangte Deine Inſel ausge¬<lb/>
breitet, ſtolz gelagert im Meer mit herun¬<lb/>
terflieſſendem Morgenrothe, ein hochmaſtiges<lb/>
Kriegsſchiff — und ein Adler, der Vogel des<lb/>
Donnergottes, flog in die ſeelige Weite, als<lb/>
trag' er mein Herz in ſeiner Bruſt zu Deinem<lb/>
Epomeo hin. — O ich möchte ihm nach, ſagte<lb/>
mein Geiſt. — Der heiſſe Boden that Don¬<lb/>
nerſchläge und der Rauch umhüllte mich. —<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[185/0197]
mit Gebürgen, Inſeln und Küſten. Der Ring
der Schöpfung lag auf dem Meere vergoldet
vor mir und wie die Zauberſtäbe der Strah¬
len die Länder berührten, ſo fuhren ſie leben¬
dig empor. — Und der alte Königs-Bruder des
Veſuv's, der Ätna, ſaß auf ſeinem goldnen
Thron und ſchauete über ſein Land und Meer.
— Und wie Schnee rollte von den Gebürgen
der lichte Tag in das Meer herunter, in Glanz
zerrinnend und floß über das weite glückliche
Kampanien und in dunkle Kaſtanien-Thäler.
— Und die Erde wurde unabſehlich und die
Sonne zog im weiten Strahlen-Netz die ſü߬
gefangne Welt im ſchönſten Äther weiter.
O Linda, da prangte Deine Inſel ausge¬
breitet, ſtolz gelagert im Meer mit herun¬
terflieſſendem Morgenrothe, ein hochmaſtiges
Kriegsſchiff — und ein Adler, der Vogel des
Donnergottes, flog in die ſeelige Weite, als
trag' er mein Herz in ſeiner Bruſt zu Deinem
Epomeo hin. — O ich möchte ihm nach, ſagte
mein Geiſt. — Der heiſſe Boden that Don¬
nerſchläge und der Rauch umhüllte mich. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/197>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.