Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.zugleich. Noch war und that ich nichts; aber Hier steh' ich auf der göttlichen Höhe des wär'
zugleich. Noch war und that ich nichts; aber Hier ſteh' ich auf der göttlichen Höhe des wär'
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zugleich. Noch war und that ich nichts; aber
wenn noch das Leben ein leerer Nebel iſt,
kannſt Du ihn überſteigen, oder feſtgreifen
und zerſchlagen? Willſt Du einmal, Du Ura¬
nide, einen Mann lieben, ſo tret' ich vor kei¬
nem zurück. Aber Worte ſind an Thaten nur
Sägeſpähne von der Herkuleskeule, wie Schop¬
pe ſagt. Sobald der Krieg und die Freiheit
auf einander ſtoßen, ſo will ich Dich im Sturm
der Zeit verdienen und Dir Thaten mitbringen
und die unſterbliche Liebe.
Hier ſteh' ich auf der göttlichen Höhe des
Kloſtergartens und blicke in ein grünes Him¬
melreich ohne Gleichen hinab. Die Sonne iſt
ſchon über den Golf hinüber und wirft ihre
Roſenfeuer unter die Schiffe und ein ganzes
Ufer voll Palläſte und voll Menſchen brennt
roth — durch die langen ausgebreiteten Stras¬
ſen unter mir rollt das Feſtgetümmel ſchon her¬
auf, und die Dächer ſind voll geſchmückter Men¬
ſchen und voll Muſik, Balkons und Gondeln
erwarten die göttliche Nacht zu den Geſängen.
Und hier bin ich allein und bin doch ſo glück¬
lich und ſehne mich ohne den Schmerz. Aber
wär'
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/188>, abgerufen am 27.07.2024. |