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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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der Guyon, den Contrat social nnd zuletzt
Mdme Stael, sur l'influence des passions. Er
hatte diese gelesen und sagte, wie ihm die Ar¬
tikel über die Liebe, die Partheien und die Ei¬
telkeit unendlich gefallen und überhaupt ihr
deutsches, oder spanisches Feuerherz, aber nicht
ihre französische kahle Philosophie, am wenig¬
sten ihre unmoralische Selbstmordsucht. -- "Lie¬
ber Gott, (rief Linda,) ist nicht das Leben sel¬
ber ein langer Selbstmord? -- Albano, alle
Männer sind doch irgendwo Pedanten, die gu¬
ten in der sogenannten Moralität, und Sie
besonders -- kantische Maximen, breite weite
Fächer, Prinzipien müssen sie alle haben. --
Ihr seyd alle geborne Deutsche, recht deutsche
Deutsche, Sie auch, Freund. Hab' ich Recht?"
setzte sie sanft dazu, als begehre sie ein Ja.

"Nein! (sagte Albano.) Sobald einmal ein
Mensch etwas recht ernstlich und ausschliessend
treibt und verlangt: so heisset er ein Phantast
oder Pedant." -- "O die ewigen Leser und
Leserinnen!" rief Julienne, hereintretend, über
sein Buch in der Hand aus. "Nie hat die
Prinzessinn eine Vorrede und eine Note gele¬

der Guyon, den Contrat social nnd zuletzt
Mdme Stael, ſur l'influence des passions. Er
hatte dieſe geleſen und ſagte, wie ihm die Ar¬
tikel über die Liebe, die Partheien und die Ei¬
telkeit unendlich gefallen und überhaupt ihr
deutſches, oder ſpaniſches Feuerherz, aber nicht
ihre franzöſiſche kahle Philoſophie, am wenig¬
ſten ihre unmoraliſche Selbſtmordſucht. — „Lie¬
ber Gott, (rief Linda,) iſt nicht das Leben ſel¬
ber ein langer Selbſtmord? — Albano, alle
Männer ſind doch irgendwo Pedanten, die gu¬
ten in der ſogenannten Moralität, und Sie
beſonders — kantiſche Maximen, breite weite
Fächer, Prinzipien müſſen ſie alle haben. —
Ihr ſeyd alle geborne Deutſche, recht deutſche
Deutſche, Sie auch, Freund. Hab' ich Recht?“
ſetzte ſie ſanft dazu, als begehre ſie ein Ja.

„Nein! (ſagte Albano.) Sobald einmal ein
Menſch etwas recht ernſtlich und ausſchlieſſend
treibt und verlangt: ſo heiſſet er ein Phantaſt
oder Pedant.“ — „O die ewigen Leſer und
Leſerinnen!“ rief Julienne, hereintretend, über
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[158/0170] der Guyon, den Contrat social nnd zuletzt Mdme Stael, ſur l'influence des passions. Er hatte dieſe geleſen und ſagte, wie ihm die Ar¬ tikel über die Liebe, die Partheien und die Ei¬ telkeit unendlich gefallen und überhaupt ihr deutſches, oder ſpaniſches Feuerherz, aber nicht ihre franzöſiſche kahle Philoſophie, am wenig¬ ſten ihre unmoraliſche Selbſtmordſucht. — „Lie¬ ber Gott, (rief Linda,) iſt nicht das Leben ſel¬ ber ein langer Selbſtmord? — Albano, alle Männer ſind doch irgendwo Pedanten, die gu¬ ten in der ſogenannten Moralität, und Sie beſonders — kantiſche Maximen, breite weite Fächer, Prinzipien müſſen ſie alle haben. — Ihr ſeyd alle geborne Deutſche, recht deutſche Deutſche, Sie auch, Freund. Hab' ich Recht?“ ſetzte ſie ſanft dazu, als begehre ſie ein Ja. „Nein! (ſagte Albano.) Sobald einmal ein Menſch etwas recht ernſtlich und ausſchlieſſend treibt und verlangt: ſo heiſſet er ein Phantaſt oder Pedant.“ — „O die ewigen Leſer und Leſerinnen!“ rief Julienne, hereintretend, über ſein Buch in der Hand aus. „Nie hat die Prinzeſſinn eine Vorrede und eine Note gele¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/170>, abgerufen am 26.11.2024.