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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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darüber hin; sie vergaß in der Ferne eben so
kalt jeden, der ihrem Innern widrig war, als
sie in der Nähe ihn heftig davon stieß.

Julienne entfernte sich, um die Anstalten
zur kleinen Tag- und Inselreise zu treffen. Al¬
bano schickte ein Blatt an Dian als Marsch¬
route nach Neapel; Linda sagte über Julienne:
"ein tief- und fest gegründetes Gemüth!" --
"Das Stamm und Zweige nur in lauter kleine
duftende Blüthen einhüllt," setzt' er hinzu. --
"Und gerade, was sie in Büchern und Gesprä¬
chen hasset, die Poesie, die treibt sie recht in
Thaten. Individualität ist überall zu schonen
und zu ehren als Wurzel jedes Guten. -- "Sie
sind auch sehr gut," setzte sie mit sanfter Stim¬
me dazu. "Wahrlich, jetzt bin ichs, (sagt' er,)
denn ich liebe recht; und nur ein vollendetes
Wesen kann man recht lieben und ganz unei¬
gennützig!" --

So muß das Sonnenbild vollendet und
rund auffallen, um zu brennen. "Oder ei¬
nes, das man dafür hält (sagte sie). Ich
bin was ich bin und werde schwerlich an¬
ders. Wenn nur der Mensch einmal einen Wil¬

darüber hin; ſie vergaß in der Ferne eben ſo
kalt jeden, der ihrem Innern widrig war, als
ſie in der Nähe ihn heftig davon ſtieß.

Julienne entfernte ſich, um die Anſtalten
zur kleinen Tag- und Inſelreiſe zu treffen. Al¬
bano ſchickte ein Blatt an Dian als Marſch¬
route nach Neapel; Linda ſagte über Julienne:
„ein tief- und feſt gegründetes Gemüth!“ —
„Das Stamm und Zweige nur in lauter kleine
duftende Blüthen einhüllt,“ ſetzt' er hinzu. —
„Und gerade, was ſie in Büchern und Geſprä¬
chen haſſet, die Poeſie, die treibt ſie recht in
Thaten. Individualität iſt überall zu ſchonen
und zu ehren als Wurzel jedes Guten. — „Sie
ſind auch ſehr gut,“ ſetzte ſie mit ſanfter Stim¬
me dazu. „Wahrlich, jetzt bin ichs, (ſagt' er,)
denn ich liebe recht; und nur ein vollendetes
Weſen kann man recht lieben und ganz unei¬
gennützig!“ —

So muß das Sonnenbild vollendet und
rund auffallen, um zu brennen. „Oder ei¬
nes, das man dafür hält (ſagte ſie). Ich
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ders. Wenn nur der Menſch einmal einen Wil¬

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[156/0168] darüber hin; ſie vergaß in der Ferne eben ſo kalt jeden, der ihrem Innern widrig war, als ſie in der Nähe ihn heftig davon ſtieß. Julienne entfernte ſich, um die Anſtalten zur kleinen Tag- und Inſelreiſe zu treffen. Al¬ bano ſchickte ein Blatt an Dian als Marſch¬ route nach Neapel; Linda ſagte über Julienne: „ein tief- und feſt gegründetes Gemüth!“ — „Das Stamm und Zweige nur in lauter kleine duftende Blüthen einhüllt,“ ſetzt' er hinzu. — „Und gerade, was ſie in Büchern und Geſprä¬ chen haſſet, die Poeſie, die treibt ſie recht in Thaten. Individualität iſt überall zu ſchonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten. — „Sie ſind auch ſehr gut,“ ſetzte ſie mit ſanfter Stim¬ me dazu. „Wahrlich, jetzt bin ichs, (ſagt' er,) denn ich liebe recht; und nur ein vollendetes Weſen kann man recht lieben und ganz unei¬ gennützig!“ — So muß das Sonnenbild vollendet und rund auffallen, um zu brennen. „Oder ei¬ nes, das man dafür hält (ſagte ſie). Ich bin was ich bin und werde ſchwerlich an¬ ders. Wenn nur der Menſch einmal einen Wil¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/168>, abgerufen am 27.11.2024.