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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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sich nachher selber über den süßen Gehorsam
unter die schönen Befehle der Liebe, da er sonst
zu sagen pflegte: "befiehl mir, zu befehlen: so
gehorch' ich nicht." -- "Ich begleite meine
Freundinn, (sagte Linda,) so gern ich nach Grie¬
chenland gegangen wäre, dem ich schon zwei¬
mal so nahe bin." --

"Noch in dieser Nacht flieg' ich fort, (sagt'
er) ich will nur wachen, sehen, leben, lieben."
Julienne fieng schon mit Schwester-Sorgen
für seine Gesundheit und seine Zwecke an --
getheilt zwischen zwei Brüder, hätte sie sich
gern, wär' es nur möglich, beiden zugleich ge¬
opfert. -- "Ischia hat der gute Mensch auch
noch nicht genossen, (sagte sie) das muß er
heute haben."

Albano fühlte bei dieser neuen weiblichen
Liebe, das Weib sey das Herz in der schönsten
Gestalt. In ihm klang ein Freudenlied: welch'
ein Tag liegt vor dir, und welche Jahre! --
Vom Überhang der doppelten Liebes-Blüthen
süß umschlungen und eingesponnen, sah er das
Leben und die Erde voll Duft und Licht --
über den Morgenthau der Jugend war nun

ſich nachher ſelber über den ſüßen Gehorſam
unter die ſchönen Befehle der Liebe, da er ſonſt
zu ſagen pflegte: „befiehl mir, zu befehlen: ſo
gehorch' ich nicht.“ — „Ich begleite meine
Freundinn, (ſagte Linda,) ſo gern ich nach Grie¬
chenland gegangen wäre, dem ich ſchon zwei¬
mal ſo nahe bin.“ —

„Noch in dieſer Nacht flieg' ich fort, (ſagt'
er) ich will nur wachen, ſehen, leben, lieben.“
Julienne fieng ſchon mit Schweſter-Sorgen
für ſeine Geſundheit und ſeine Zwecke an —
getheilt zwiſchen zwei Brüder, hätte ſie ſich
gern, wär' es nur möglich, beiden zugleich ge¬
opfert. — „Ischia hat der gute Menſch auch
noch nicht genoſſen, (ſagte ſie) das muß er
heute haben.“

Albano fühlte bei dieſer neuen weiblichen
Liebe, das Weib ſey das Herz in der ſchönſten
Geſtalt. In ihm klang ein Freudenlied: welch'
ein Tag liegt vor dir, und welche Jahre! —
Vom Überhang der doppelten Liebes-Blüthen
ſüß umſchlungen und eingeſponnen, ſah er das
Leben und die Erde voll Duft und Licht —
über den Morgenthau der Jugend war nun

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[152/0164] ſich nachher ſelber über den ſüßen Gehorſam unter die ſchönen Befehle der Liebe, da er ſonſt zu ſagen pflegte: „befiehl mir, zu befehlen: ſo gehorch' ich nicht.“ — „Ich begleite meine Freundinn, (ſagte Linda,) ſo gern ich nach Grie¬ chenland gegangen wäre, dem ich ſchon zwei¬ mal ſo nahe bin.“ — „Noch in dieſer Nacht flieg' ich fort, (ſagt' er) ich will nur wachen, ſehen, leben, lieben.“ Julienne fieng ſchon mit Schweſter-Sorgen für ſeine Geſundheit und ſeine Zwecke an — getheilt zwiſchen zwei Brüder, hätte ſie ſich gern, wär' es nur möglich, beiden zugleich ge¬ opfert. — „Ischia hat der gute Menſch auch noch nicht genoſſen, (ſagte ſie) das muß er heute haben.“ Albano fühlte bei dieſer neuen weiblichen Liebe, das Weib ſey das Herz in der ſchönſten Geſtalt. In ihm klang ein Freudenlied: welch' ein Tag liegt vor dir, und welche Jahre! — Vom Überhang der doppelten Liebes-Blüthen ſüß umſchlungen und eingeſponnen, ſah er das Leben und die Erde voll Duft und Licht — über den Morgenthau der Jugend war nun

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/164>, abgerufen am 27.11.2024.