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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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so freudig entwickeln und erwarte die Okto¬
bertage.

Albano. Aber eins, geliebte Schwester,
versage mir doch nicht ein klares Wort über
mein und Dein wunderbares Verhältniß zur
edlen Gräfinn! Nur das!

Julienne. Hat Dir's denn schon mein
Herz versagt? -- Die Herrliche! -- Wohl ihr
und mir und Dir! Dein erstes Wort der Lie¬
be -- die Götter setzten dies nun so fest --
sollte das Merkwort zu dem meinigen an Dich
werden, erst von der Geliebten durftest Du die
Schwester empfangen. Was Gaukler und Gei¬
ster dazu und davon thaten, das weiß niemand
besser als der -- Oktober; was soll ich erst
lange zwischen Lüge und Meineid auslesen?
Ich that bloß alles, euch beide nur vor einan¬
der hinzustellen; das Übrige wußt' ich voraus.
Nichts gelang -- lauter erwürgender Wirrwarr
-- alles gieng bergan -- ich sah theuere Men¬
schen *) in einem unseeligen Frühling entsetzli¬
che Schmerzen säen, und dabei so voll Hoff¬

*) Ihn und Liane.

ſo freudig entwickeln und erwarte die Okto¬
bertage.

Albano. Aber eins, geliebte Schweſter,
verſage mir doch nicht ein klares Wort über
mein und Dein wunderbares Verhältniß zur
edlen Gräfinn! Nur das!

Julienne. Hat Dir's denn ſchon mein
Herz verſagt? — Die Herrliche! — Wohl ihr
und mir und Dir! Dein erſtes Wort der Lie¬
be — die Götter ſetzten dies nun ſo feſt —
ſollte das Merkwort zu dem meinigen an Dich
werden, erſt von der Geliebten durfteſt Du die
Schweſter empfangen. Was Gaukler und Gei¬
ſter dazu und davon thaten, das weiß niemand
beſſer als der — Oktober; was ſoll ich erſt
lange zwiſchen Lüge und Meineid ausleſen?
Ich that bloß alles, euch beide nur vor einan¬
der hinzuſtellen; das Übrige wußt' ich voraus.
Nichts gelang — lauter erwürgender Wirrwarr
— alles gieng bergan — ich ſah theuere Men¬
ſchen *) in einem unſeeligen Frühling entſetzli¬
che Schmerzen ſäen, und dabei ſo voll Hoff¬

*) Ihn und Liane.
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[148/0160] ſo freudig entwickeln und erwarte die Okto¬ bertage. Albano. Aber eins, geliebte Schweſter, verſage mir doch nicht ein klares Wort über mein und Dein wunderbares Verhältniß zur edlen Gräfinn! Nur das! Julienne. Hat Dir's denn ſchon mein Herz verſagt? — Die Herrliche! — Wohl ihr und mir und Dir! Dein erſtes Wort der Lie¬ be — die Götter ſetzten dies nun ſo feſt — ſollte das Merkwort zu dem meinigen an Dich werden, erſt von der Geliebten durfteſt Du die Schweſter empfangen. Was Gaukler und Gei¬ ſter dazu und davon thaten, das weiß niemand beſſer als der — Oktober; was ſoll ich erſt lange zwiſchen Lüge und Meineid ausleſen? Ich that bloß alles, euch beide nur vor einan¬ der hinzuſtellen; das Übrige wußt' ich voraus. Nichts gelang — lauter erwürgender Wirrwarr — alles gieng bergan — ich ſah theuere Men¬ ſchen *) in einem unſeeligen Frühling entſetzli¬ che Schmerzen ſäen, und dabei ſo voll Hoff¬ *) Ihn und Liane.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/160>, abgerufen am 27.11.2024.