Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.er bestürzt auf dem Tische einen halben Ring. Da wurde hastig die Thür geöffnet und die da
er beſtürzt auf dem Tiſche einen halben Ring. Da wurde haſtig die Thür geöffnet und die da
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er beſtürzt auf dem Tiſche einen halben Ring.
— Er nahm ſeinen halben hervor, den er im
gothiſchen Zimmer in jener Geiſternacht von
der angeblichen Schweſter bekommen und den
er für den Zufall der Vergleichung immer bei
ſich trug. Er drückte die Halbzirkel in einan¬
der — plötzlich ſchloſſen ſie einfaſſend ſich zu
einem feſten Ringe zu — Gott! dacht' er, was
greift wieder ins Leben! —
Da wurde haſtig die Thür geöffnet und die
Prinzeſſinn Julienne eilte lächelnd und weinend
herein und rief, ihm zufliegend: „o mein Bru¬
der! Mein Bruder!“ — „Julienne, (ſagt' er
ernſt und innig,) biſt Du endlich meine Schwe¬
ſter wirklich?“ — „O lange genug iſt ſie es,“
verſetzte ſie und ſah ihn zärtlich und ſeelig an
und lächelte ins Weinen. Dann umarmte ſie
ihn wieder, und ſah ihn wieder an und ſagte:
„Du ſchöner Albano-Bruder! — So lange
bin ich wie ein Mond um Dich herumgezogen
und mußte kälter und weiter bleiben wie er;
nun will ich Dich auch ausnehmend liebhaben,
ſo recht zurücklieben und vorwärts dazu!“ —
„Allmächtiger, (brach Albano weinend aus,
da
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/156>, abgerufen am 27.07.2024. |