mel steigen und sich consumiren? Wem will nicht das Herz zerspringen, wenn er bei einem Festin ist und sie seinetwegen sogleich beleidigt nach Hause zurückfährt, wie neulich geschah und er mir im vollen Toben sagte: gut, gut, Linda, einmal wird Dir doch um mich Dein Auge naß. Da weiß ich ja, daß er nichts Gu¬ tes meint und ich schone ihn aus Angst davor, sollen denn die zwei Geschwister in ihrer Blü¬ the untergehen? Er wäre ihr längst nachge¬ reiset, wenn er nicht täglich hoffte, sie komme wieder. Ach könnt' ich mein liebendes Herz aus meiner Brust ausreissen und in ihre einsetzen statt des andern, damit sie ihn recht liebte mit meiner ganzen Liebe, Albano ich wollt es gerne thun. Das Papier geht aber auf dieser Seite zu Ende und die Mutter will auf die andere einen Gruß schreiben. Lebe wohl, das wünscht Deine treue Schwester Rabette.
Wie geht es meinem theuersten Sohn? Ist er glücklich, noch fromm, und gesund? Denkt er seiner treuen Pflegeeltern noch? Das fragt
mel ſteigen und ſich consumiren? Wem will nicht das Herz zerſpringen, wenn er bei einem Festin iſt und ſie ſeinetwegen ſogleich beleidigt nach Hauſe zurückfährt, wie neulich geſchah und er mir im vollen Toben ſagte: gut, gut, Linda, einmal wird Dir doch um mich Dein Auge naß. Da weiß ich ja, daß er nichts Gu¬ tes meint und ich ſchone ihn aus Angſt davor, ſollen denn die zwei Geſchwiſter in ihrer Blü¬ the untergehen? Er wäre ihr längſt nachge¬ reiſet, wenn er nicht täglich hoffte, ſie komme wieder. Ach könnt' ich mein liebendes Herz aus meiner Bruſt ausreiſſen und in ihre einſetzen ſtatt des andern, damit ſie ihn recht liebte mit meiner ganzen Liebe, Albano ich wollt es gerne thun. Das Papier geht aber auf dieſer Seite zu Ende und die Mutter will auf die andere einen Gruß ſchreiben. Lebe wohl, das wünſcht Deine treue Schweſter Rabette.
Wie geht es meinem theuerſten Sohn? Iſt er glücklich, noch fromm, und geſund? Denkt er ſeiner treuen Pflegeeltern noch? Das fragt
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nach Hauſe zurückfährt, wie neulich geſchah
und er mir im vollen Toben ſagte: gut, gut,
Linda, einmal wird Dir doch um mich Dein
Auge naß. Da weiß ich ja, daß er nichts Gu¬
tes meint und ich ſchone ihn aus Angſt davor,
ſollen denn die zwei Geſchwiſter in ihrer Blü¬
the untergehen? Er wäre ihr längſt nachge¬
reiſet, wenn er nicht täglich hoffte, ſie komme
wieder. Ach könnt' ich mein liebendes Herz aus
meiner Bruſt ausreiſſen und in ihre einſetzen
ſtatt des andern, damit ſie ihn recht liebte mit
meiner ganzen Liebe, Albano ich wollt es gerne
thun. Das Papier geht aber auf dieſer Seite
zu Ende und die Mutter will auf die andere
einen Gruß ſchreiben. Lebe wohl, das wünſcht
Deine treue Schweſter
Rabette.
Wie geht es meinem theuerſten Sohn? Iſt
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/112>, abgerufen am 04.12.2024.
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