"Schleier nicht? -- Mich willst Du schonen "wie einen Schwachen? Und Dich allein drückt "Dein Todes-Glaube fort? -- Liane, ich will "auch Schmerzen haben und alle Deine, sag' "Alles!" --
"Wahrlich, nur mein Versprechen wollt' "ich halten, (sagte sie,) und mehr nicht. Aber "was soll ich denn zu Dir sagen, Lieber?" --
"Du stirbst also gewiß nach einem Jahre, "glaubst Du, Abergläubige? -- Himmlische!" sagte er.
"Wofern es Gottes Wille so ist, gewiß! "(sagte sie) O mein guter Albano, was kann "ich denn für meinen Glauben, der Dich auch "so schmerzt?" Und hier konnte sie ihre Thrä¬ nen nicht mehr hindern und alle Kruzifixe der Erinnerung regten sich in der schönen Seele le¬ bendig und bluteten heftig.
"Gottes Wille? (fragt' er) -- Eben so gut "könnt' er jetzt einen Winter wie einen Eis¬ "berg in diesen frohen Sommer stürzen -- -- "Gott?" wiederholt' er, sah auf, kniete hin und betete: o, Du allliebender Gott. . .
"Und Du stirbst mir nicht!" kehrt' er sich
„Schleier nicht? — Mich willſt Du ſchonen „wie einen Schwachen? Und Dich allein drückt „Dein Todes-Glaube fort? — Liane, ich will „auch Schmerzen haben und alle Deine, ſag' „Alles!“ —
„Wahrlich, nur mein Verſprechen wollt' „ich halten, (ſagte ſie,) und mehr nicht. Aber „was ſoll ich denn zu Dir ſagen, Lieber?“ —
„Du ſtirbſt alſo gewiß nach einem Jahre, „glaubſt Du, Abergläubige? — Himmliſche!“ ſagte er.
„Wofern es Gottes Wille ſo iſt, gewiß! „(ſagte ſie) O mein guter Albano, was kann „ich denn für meinen Glauben, der Dich auch „ſo ſchmerzt?“ Und hier konnte ſie ihre Thrä¬ nen nicht mehr hindern und alle Kruzifixe der Erinnerung regten ſich in der ſchönen Seele le¬ bendig und bluteten heftig.
„Gottes Wille? (fragt' er) — Eben ſo gut „könnt' er jetzt einen Winter wie einen Eis¬ „berg in dieſen frohen Sommer ſtürzen — — „Gott?“ wiederholt' er, ſah auf, kniete hin und betete: o, Du allliebender Gott. . .
„Und Du ſtirbſt mir nicht!“ kehrt' er ſich
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„Schleier nicht? — Mich willſt Du ſchonen
„wie einen Schwachen? Und Dich allein drückt
„Dein Todes-Glaube fort? — Liane, ich will
„auch Schmerzen haben und alle Deine, ſag'
„Alles!“ —
„Wahrlich, nur mein Verſprechen wollt'
„ich halten, (ſagte ſie,) und mehr nicht. Aber
„was ſoll ich denn zu Dir ſagen, Lieber?“ —
„Du ſtirbſt alſo gewiß nach einem Jahre,
„glaubſt Du, Abergläubige? — Himmliſche!“
ſagte er.
„Wofern es Gottes Wille ſo iſt, gewiß!
„(ſagte ſie) O mein guter Albano, was kann
„ich denn für meinen Glauben, der Dich auch
„ſo ſchmerzt?“ Und hier konnte ſie ihre Thrä¬
nen nicht mehr hindern und alle Kruzifixe der
Erinnerung regten ſich in der ſchönen Seele le¬
bendig und bluteten heftig.
„Gottes Wille? (fragt' er) — Eben ſo gut
„könnt' er jetzt einen Winter wie einen Eis¬
„berg in dieſen frohen Sommer ſtürzen — —
„Gott?“ wiederholt' er, ſah auf, kniete hin und
betete: o, Du allliebender Gott. . .
„Und Du ſtirbſt mir nicht!“ kehrt' er ſich
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/91>, abgerufen am 24.11.2024.
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