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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Wie viel hatt' ich Dir zu sagen! Wie hab' ich
Freitags deinetwegen gezittert, als die wüthen¬
de Wolke Dich mit ihrem Donner verfolgte!
Du hast mich zu sehr vom Schmerz entwöhnt,
so fremd und schwer wird er mir nun. Ich
war den ganzen Abend untröstlich, endlich fiel
mir Nachts noch dazu ein, daß Du wie von
Ahnungen beklommen gewesen und daß es
gern ins Donnerhäuschen schlage. Warum
bist Du doch da? Ich stürzte heraus, und
kniete neben meinem Bette und flehte Gott an,
obgleich das Wetter längst verzogen war, daß
er Dich möge erhalten haben. Lächle über
mein spätes Gebet; aber ich sagte zu ihm, Du
wußtest es ja, Allgütiger, daß ich beten würde.
Ich wurde auch getröstet, da ich die Sterne
ansah, und der gebrochene Strahl der Wonne
zitterte in mir

Aber am Morgen machte mich Rabette
wieder traurig. Sie hat Dich auf dem We¬
ge weinen sehen. Tausendmal hab' ich unter¬
sucht, ob ich daran Schuld habe. Sollt' es
daher kommen -- denn sie sagts -- daß ich
Dich mit meinen Sterbegedanken zu sehr be¬

Wie viel hatt' ich Dir zu ſagen! Wie hab' ich
Freitags deinetwegen gezittert, als die wüthen¬
de Wolke Dich mit ihrem Donner verfolgte!
Du haſt mich zu ſehr vom Schmerz entwöhnt,
ſo fremd und ſchwer wird er mir nun. Ich
war den ganzen Abend untröſtlich, endlich fiel
mir Nachts noch dazu ein, daß Du wie von
Ahnungen beklommen geweſen und daß es
gern ins Donnerhäuschen ſchlage. Warum
biſt Du doch da? Ich ſtürzte heraus, und
kniete neben meinem Bette und flehte Gott an,
obgleich das Wetter längſt verzogen war, daß
er Dich möge erhalten haben. Lächle über
mein ſpätes Gebet; aber ich ſagte zu ihm, Du
wußteſt es ja, Allgütiger, daß ich beten würde.
Ich wurde auch getröſtet, da ich die Sterne
anſah, und der gebrochene Strahl der Wonne
zitterte in mir

Aber am Morgen machte mich Rabette
wieder traurig. Sie hat Dich auf dem We¬
ge weinen ſehen. Tauſendmal hab' ich unter¬
ſucht, ob ich daran Schuld habe. Sollt' es
daher kommen — denn ſie ſagts — daß ich
Dich mit meinen Sterbegedanken zu ſehr be¬

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[50/0062] Wie viel hatt' ich Dir zu ſagen! Wie hab' ich Freitags deinetwegen gezittert, als die wüthen¬ de Wolke Dich mit ihrem Donner verfolgte! Du haſt mich zu ſehr vom Schmerz entwöhnt, ſo fremd und ſchwer wird er mir nun. Ich war den ganzen Abend untröſtlich, endlich fiel mir Nachts noch dazu ein, daß Du wie von Ahnungen beklommen geweſen und daß es gern ins Donnerhäuschen ſchlage. Warum biſt Du doch da? Ich ſtürzte heraus, und kniete neben meinem Bette und flehte Gott an, obgleich das Wetter längſt verzogen war, daß er Dich möge erhalten haben. Lächle über mein ſpätes Gebet; aber ich ſagte zu ihm, Du wußteſt es ja, Allgütiger, daß ich beten würde. Ich wurde auch getröſtet, da ich die Sterne anſah, und der gebrochene Strahl der Wonne zitterte in mir Aber am Morgen machte mich Rabette wieder traurig. Sie hat Dich auf dem We¬ ge weinen ſehen. Tauſendmal hab' ich unter¬ ſucht, ob ich daran Schuld habe. Sollt' es daher kommen — denn ſie ſagts — daß ich Dich mit meinen Sterbegedanken zu ſehr be¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/62>, abgerufen am 24.11.2024.