Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.auf einem Schiebekarren ein blühender Oran¬ Der Hauptmann brauchte diese Züge bloß Albano war in dieser Tags-, gleichsam *) Dieses wärmere, zartere, furchtsamere, immer
gelobte, mehr in fremder als eigner Meinung lebende Geschlecht sticht ein Tadel giftig, der uns nur blutig reisset, wie verletzende Thiere in warmen Ländern und Monaten vergiften, und in kalten nur verwunden. Daher bedenke der Mädchenschulmeister, daß eine Dosis, welche Satire auf den Knaben ist -- der ohne¬ hin der Meinung widerstehen soll -- Pas¬ quil wird wenn sie seine Schwester einbekommt. auf einem Schiebekarren ein blühender Oran¬ Der Hauptmann brauchte dieſe Züge bloß Albano war in dieſer Tags-, gleichſam *) Dieſes wärmere, zartere, furchtſamere, immer
gelobte, mehr in fremder als eigner Meinung lebende Geſchlecht ſticht ein Tadel giftig, der uns nur blutig reiſſet, wie verletzende Thiere in warmen Ländern und Monaten vergiften, und in kalten nur verwunden. Daher bedenke der Mädchenſchulmeiſter, daß eine Doſis, welche Satire auf den Knaben iſt — der ohne¬ hin der Meinung widerſtehen ſoll — Pas¬ quil wird wenn ſie ſeine Schweſter einbekommt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="31"/> auf einem Schiebekarren ein blühender Oran¬<lb/> geriekaſten nach Lilar vorüberfuhr.</p><lb/> <p>Der Hauptmann brauchte dieſe Züge bloß<lb/> ſatiriſch vorzutragen, und damit die äuſſerlich<lb/> lachende Rabette innerlich zu verwunden —<lb/> weil Keine den Tadel ihrer körperlichen Abſenker<lb/> verträgt, es ſeyen nun Kinder, Kleider, Kuchen<lb/> oder Möbeln <note place="foot" n="*)">Dieſes wärmere, zartere, furchtſamere, immer<lb/> gelobte, mehr in fremder als eigner Meinung<lb/> lebende Geſchlecht ſticht ein Tadel giftig, der<lb/> uns nur blutig reiſſet, wie verletzende Thiere in<lb/> warmen Ländern und Monaten vergiften, und<lb/> in kalten nur verwunden. Daher bedenke der<lb/> Mädchenſchulmeiſter, daß eine Doſis, welche<lb/> Satire auf den Knaben iſt — der ohne¬<lb/> hin der Meinung widerſtehen ſoll — Pas¬<lb/> quil wird wenn ſie ſeine Schweſter einbekommt.<lb/></note> —: ſo konnten ſich ſeine Berg¬<lb/> höhen allmählig wieder entwölken, und Rabette<lb/> konnte noch ungemeiner fröhlich ſeyn.</p><lb/> <p>Albano war in dieſer Tags-, gleichſam<lb/> Kindheits-Frühe und in dieſem Paradiesgärt¬<lb/> lein ſeiner Kinderjahre heimlich-froh — denn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0043]
auf einem Schiebekarren ein blühender Oran¬
geriekaſten nach Lilar vorüberfuhr.
Der Hauptmann brauchte dieſe Züge bloß
ſatiriſch vorzutragen, und damit die äuſſerlich
lachende Rabette innerlich zu verwunden —
weil Keine den Tadel ihrer körperlichen Abſenker
verträgt, es ſeyen nun Kinder, Kleider, Kuchen
oder Möbeln *) —: ſo konnten ſich ſeine Berg¬
höhen allmählig wieder entwölken, und Rabette
konnte noch ungemeiner fröhlich ſeyn.
Albano war in dieſer Tags-, gleichſam
Kindheits-Frühe und in dieſem Paradiesgärt¬
lein ſeiner Kinderjahre heimlich-froh — denn
*) Dieſes wärmere, zartere, furchtſamere, immer
gelobte, mehr in fremder als eigner Meinung
lebende Geſchlecht ſticht ein Tadel giftig, der
uns nur blutig reiſſet, wie verletzende Thiere in
warmen Ländern und Monaten vergiften, und
in kalten nur verwunden. Daher bedenke der
Mädchenſchulmeiſter, daß eine Doſis, welche
Satire auf den Knaben iſt — der ohne¬
hin der Meinung widerſtehen ſoll — Pas¬
quil wird wenn ſie ſeine Schweſter einbekommt.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/43>, abgerufen am 25.07.2024. |