Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.nen Locken-Überhang. -- -- Schoppen war, Alle Rollen-Erinnerungen waren in ihm nen Locken-Überhang. — — Schoppen war, Alle Rollen-Erinnerungen waren in ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0420" n="408"/> nen Locken-Überhang. — — Schoppen war,<lb/> da ſie ihn anſah, als liege ſein Leben im vol¬<lb/> len Sonnenſchein, und er fühlte ängſtlich, daß<lb/> er ſehr nahe an der Königin der Seelen ſtehe.<lb/> „H. v. Auguſti (fieng ſie ernſt an,) hat mir<lb/> „geſagt, daß Sie eine Bitte für Ihren kranken<lb/> „Freund in meine Hände geben wollen. Sagen<lb/> „Sie mir ſolche klar und frei, ich werde Ihnen<lb/> „gern und beſtimmt und offen antworten.“</p><lb/> <p>Alle Rollen-Erinnerungen waren in ihm<lb/> zu Boden geſunken und aufgelößt; aber der<lb/> große Schutzgeiſt, der unſichtbar neben ſeinem<lb/> Leben flog, ſtürzte ſich mit feurigen Flügeln<lb/> in ſein Herz und begeiſtert antwortete er: „Auch<lb/> „ich! — Mein Albano iſt tödtlich krank — er<lb/> „iſt im Fieber ſeit geſtern Abends — er liebte<lb/> „das verſtorbene Fräulein Liane — er iſt auf<lb/> „die Greifgeier-Schwinge des Fiebers gebun¬<lb/> „den und wird hin und her geriſſen — er ſtürzt<lb/> „bei jedem Glocken-Ausklang auf die Kniee<lb/> „und betet, dicht an der Gluthſeite der Phan¬<lb/> „taſie liegend, immer heißer: erſcheine mir und<lb/> „gieb mir Frieden — er ſteht aufrecht und an¬<lb/> „gekleidet auf dem hohen Scheiterhaufen der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0420]
nen Locken-Überhang. — — Schoppen war,
da ſie ihn anſah, als liege ſein Leben im vol¬
len Sonnenſchein, und er fühlte ängſtlich, daß
er ſehr nahe an der Königin der Seelen ſtehe.
„H. v. Auguſti (fieng ſie ernſt an,) hat mir
„geſagt, daß Sie eine Bitte für Ihren kranken
„Freund in meine Hände geben wollen. Sagen
„Sie mir ſolche klar und frei, ich werde Ihnen
„gern und beſtimmt und offen antworten.“
Alle Rollen-Erinnerungen waren in ihm
zu Boden geſunken und aufgelößt; aber der
große Schutzgeiſt, der unſichtbar neben ſeinem
Leben flog, ſtürzte ſich mit feurigen Flügeln
in ſein Herz und begeiſtert antwortete er: „Auch
„ich! — Mein Albano iſt tödtlich krank — er
„iſt im Fieber ſeit geſtern Abends — er liebte
„das verſtorbene Fräulein Liane — er iſt auf
„die Greifgeier-Schwinge des Fiebers gebun¬
„den und wird hin und her geriſſen — er ſtürzt
„bei jedem Glocken-Ausklang auf die Kniee
„und betet, dicht an der Gluthſeite der Phan¬
„taſie liegend, immer heißer: erſcheine mir und
„gieb mir Frieden — er ſteht aufrecht und an¬
„gekleidet auf dem hohen Scheiterhaufen der
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/420>, abgerufen am 27.07.2024. |