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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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gen seiner Worte. -- Aber Augusti erschrak
unbeschreiblich; er versicherte, das geh' unmög¬
lich an -- eine Prinzessin und ein kranker Jüng¬
ling -- und gar eine ridiküle Geister-Rolle
u. s. w. und der eigne Vater seh' es ja schon
ein. Schoppe wurde darüber ein aufspringen¬
des Sturmfaß und ließ wenig Flüche und Bil¬
der liegen, die er nicht gebrauchte über den
menschenmörderischen Widersinn der Hof- und
Weiber-Dezenz -- sagte, diese sey so schön ge¬
bildet und so blutig quälend wie eine griechi¬
sche Furie -- sie binde an Menschen wie Kö¬
chinnen an Gänsen die Hals-Wunde nur nach
dem Verbluten zu, damit sich die Federn nicht
besteckten -- und er sey so gut ein Courtisan
schloß er zweideutig als Augusti und kenne De¬
zenz; "auch der Fürstin, die Ihn doch so gern
"hat, darf ichs nicht vortragen?" Augusti sag¬
te: der Fall ist nicht verschieden. "Juliennen
auch nicht?" -- Auch nicht, sagt' er. -- "Auch
dem so satanischen Satan nicht?" -- "Ein gu¬
ter Engel ist doch dazwischen, (versetzte Augusti)
den Sie wenigstens schicklicher als Vorbitter
brauchen können, weil er dem Vliesritter von

gen ſeiner Worte. — Aber Auguſti erſchrak
unbeſchreiblich; er verſicherte, das geh' unmög¬
lich an — eine Prinzeſſin und ein kranker Jüng¬
ling — und gar eine ridiküle Geiſter-Rolle
u. ſ. w. und der eigne Vater ſeh' es ja ſchon
ein. Schoppe wurde darüber ein aufſpringen¬
des Sturmfaß und ließ wenig Flüche und Bil¬
der liegen, die er nicht gebrauchte über den
menſchenmörderiſchen Widerſinn der Hof- und
Weiber-Dezenz — ſagte, dieſe ſey ſo ſchön ge¬
bildet und ſo blutig quälend wie eine griechi¬
ſche Furie — ſie binde an Menſchen wie Kö¬
chinnen an Gänſen die Hals-Wunde nur nach
dem Verbluten zu, damit ſich die Federn nicht
beſteckten — und er ſey ſo gut ein Courtisan
ſchloß er zweideutig als Auguſti und kenne De¬
zenz; „auch der Fürſtin, die Ihn doch ſo gern
„hat, darf ichs nicht vortragen?“ Auguſti ſag¬
te: der Fall iſt nicht verſchieden. „Juliennen
auch nicht?“ — Auch nicht, ſagt' er. — „Auch
dem ſo ſataniſchen Satan nicht?“ — „Ein gu¬
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den Sie wenigſtens ſchicklicher als Vorbitter
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[404/0416] gen ſeiner Worte. — Aber Auguſti erſchrak unbeſchreiblich; er verſicherte, das geh' unmög¬ lich an — eine Prinzeſſin und ein kranker Jüng¬ ling — und gar eine ridiküle Geiſter-Rolle u. ſ. w. und der eigne Vater ſeh' es ja ſchon ein. Schoppe wurde darüber ein aufſpringen¬ des Sturmfaß und ließ wenig Flüche und Bil¬ der liegen, die er nicht gebrauchte über den menſchenmörderiſchen Widerſinn der Hof- und Weiber-Dezenz — ſagte, dieſe ſey ſo ſchön ge¬ bildet und ſo blutig quälend wie eine griechi¬ ſche Furie — ſie binde an Menſchen wie Kö¬ chinnen an Gänſen die Hals-Wunde nur nach dem Verbluten zu, damit ſich die Federn nicht beſteckten — und er ſey ſo gut ein Courtisan ſchloß er zweideutig als Auguſti und kenne De¬ zenz; „auch der Fürſtin, die Ihn doch ſo gern „hat, darf ichs nicht vortragen?“ Auguſti ſag¬ te: der Fall iſt nicht verſchieden. „Juliennen auch nicht?“ — Auch nicht, ſagt' er. — „Auch dem ſo ſataniſchen Satan nicht?“ — „Ein gu¬ ter Engel iſt doch dazwiſchen, (verſetzte Auguſti) den Sie wenigſtens ſchicklicher als Vorbitter brauchen können, weil er dem Vliesritter von

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/416>, abgerufen am 24.11.2024.