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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Stolz nicht Ein Blüthenstäubchen der vorigen
Liebe übrig gelassen, die aber im glatten, kal¬
ten Spiegel seiner epischen Seele, in welchem
alle Figuren sich rein- aufgefasset und frei be¬
wegten, vermöge ihrer kräftigen Individuali¬
tät als eine Hauptfigur den Vordergrund be¬
wohnte. Da er Freiheit, Einheit, sogar Frech¬
heit des Geistes weit über sieches Frömmeln,
Nachheucheln fremder Kräfte und bußfertigen
Zwiespalt mit sich selber, setzte: so war die
Fürstin sogar mit ihrem Zynismus der Zunge
ihm "in ihrer Art lieb und werth." Sie er¬
kundigte sich mit vielem Feuer nach seines Soh¬
nes Zustand und Mitreise; er gab ihr mit sei¬
ner alten Ruhe die besten Hoffnungen.

Die Prinzessin Julienne war unzugänglich.
Daß sie es hatte sehen müssen, wie die treue
Gespielin ihrer Jugendzeit ein feindlicher, rauher
Arm vom blumigen Ufer in den Todesfluß hin¬
einzogen und wie die Arme ermattet hinunter¬
geschwommen, das warf sie hart darnieder und
sie wäre gern dem Opfer nachgestürzt. Sie
war gestern nicht im Stande, mit den zwei
Verschleierten hinzugehen.

Stolz nicht Ein Blüthenſtäubchen der vorigen
Liebe übrig gelaſſen, die aber im glatten, kal¬
ten Spiegel ſeiner epiſchen Seele, in welchem
alle Figuren ſich rein- aufgefaſſet und frei be¬
wegten, vermöge ihrer kräftigen Individuali¬
tät als eine Hauptfigur den Vordergrund be¬
wohnte. Da er Freiheit, Einheit, ſogar Frech¬
heit des Geiſtes weit über ſieches Frömmeln,
Nachheucheln fremder Kräfte und bußfertigen
Zwieſpalt mit ſich ſelber, ſetzte: ſo war die
Fürſtin ſogar mit ihrem Zynismus der Zunge
ihm „in ihrer Art lieb und werth.“ Sie er¬
kundigte ſich mit vielem Feuer nach ſeines Soh¬
nes Zuſtand und Mitreiſe; er gab ihr mit ſei¬
ner alten Ruhe die beſten Hoffnungen.

Die Prinzeſſin Julienne war unzugänglich.
Daß ſie es hatte ſehen müſſen, wie die treue
Geſpielin ihrer Jugendzeit ein feindlicher, rauher
Arm vom blumigen Ufer in den Todesfluß hin¬
einzogen und wie die Arme ermattet hinunter¬
geſchwommen, das warf ſie hart darnieder und
ſie wäre gern dem Opfer nachgeſtürzt. Sie
war geſtern nicht im Stande, mit den zwei
Verſchleierten hinzugehen.

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[397/0409] Stolz nicht Ein Blüthenſtäubchen der vorigen Liebe übrig gelaſſen, die aber im glatten, kal¬ ten Spiegel ſeiner epiſchen Seele, in welchem alle Figuren ſich rein- aufgefaſſet und frei be¬ wegten, vermöge ihrer kräftigen Individuali¬ tät als eine Hauptfigur den Vordergrund be¬ wohnte. Da er Freiheit, Einheit, ſogar Frech¬ heit des Geiſtes weit über ſieches Frömmeln, Nachheucheln fremder Kräfte und bußfertigen Zwieſpalt mit ſich ſelber, ſetzte: ſo war die Fürſtin ſogar mit ihrem Zynismus der Zunge ihm „in ihrer Art lieb und werth.“ Sie er¬ kundigte ſich mit vielem Feuer nach ſeines Soh¬ nes Zuſtand und Mitreiſe; er gab ihr mit ſei¬ ner alten Ruhe die beſten Hoffnungen. Die Prinzeſſin Julienne war unzugänglich. Daß ſie es hatte ſehen müſſen, wie die treue Geſpielin ihrer Jugendzeit ein feindlicher, rauher Arm vom blumigen Ufer in den Todesfluß hin¬ einzogen und wie die Arme ermattet hinunter¬ geſchwommen, das warf ſie hart darnieder und ſie wäre gern dem Opfer nachgeſtürzt. Sie war geſtern nicht im Stande, mit den zwei Verſchleierten hinzugehen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/409>, abgerufen am 25.11.2024.