Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802."So lebe nun wohl, Geliebter! (sagte sie Die Sterbenden haben trockne Augen. Das *) Sie hielt ihr hiesiges Leben für ein ruhiges Spiel- und Kinder-Leben, erst das zweite für das thätige. **) Hier und weiter redet sie zwar irre; aber sie
weiß es doch, daß der Grasblumenkranz von Charitons Kindern ist. „So lebe nun wohl, Geliebter! (ſagte ſie Die Sterbenden haben trockne Augen. Das *) Sie hielt ihr hieſiges Leben für ein ruhiges Spiel- und Kinder-Leben, erſt das zweite für das thätige. **) Hier und weiter redet ſie zwar irre; aber ſie
weiß es doch, daß der Grasblumenkranz von Charitons Kindern iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0395" n="383"/> <p>„So lebe nun wohl, Geliebter! (ſagte ſie<lb/> „ruhig und ohne Thräne und ihre matte Hand<lb/> „wollte ſeine drücken) Reiſe glücklich in das ſchö¬<lb/> „ne Land! — Habe ewigen Dank für Deine<lb/> „Lieb' und Treue, für die tauſend frohen Stun¬<lb/> „den, die ich dort erſt verdienen will<note place="foot" n="*)">Sie hielt ihr hieſiges Leben für ein ruhiges<lb/> Spiel- und Kinder-Leben, erſt das zweite für<lb/> das thätige.<lb/></note>, für<lb/> „Lilars ſchöne Blumen.... Die Kinder meiner<lb/> „Chariton haben ſie mir aufgeſetzt<note place="foot" n="**)">Hier und weiter redet ſie zwar irre; aber ſie<lb/> weiß es doch, daß der Grasblumenkranz von<lb/> Charitons Kindern iſt.<lb/></note> ...... <hi rendition="#aq">Je ne</hi><lb/> „<hi rendition="#aq">suis qu'un songe</hi> — — Was wollt' ich Dir<lb/> „ſagen, Albano? Mein Lebewohl! Verlaſſe<lb/> „meinen Bruder nicht! — O, wie Du weinſt!<lb/> „Ich will noch für Dich beten!“ —</p><lb/> <p>Die Sterbenden haben trockne Augen. Das<lb/><hi rendition="#g">Gewitter</hi> des Lebens endigt mit <hi rendition="#g">kalter</hi> Luft.<lb/> Sie wiſſen es nicht, wie ihre lallende Zunge<lb/> einſchneide in die weit aufgeriſſenen Herzen.<lb/> Die ſanfteſte Seele wußt' es nicht, wie ſie ein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383/0395]
„So lebe nun wohl, Geliebter! (ſagte ſie
„ruhig und ohne Thräne und ihre matte Hand
„wollte ſeine drücken) Reiſe glücklich in das ſchö¬
„ne Land! — Habe ewigen Dank für Deine
„Lieb' und Treue, für die tauſend frohen Stun¬
„den, die ich dort erſt verdienen will *), für
„Lilars ſchöne Blumen.... Die Kinder meiner
„Chariton haben ſie mir aufgeſetzt **) ...... Je ne
„suis qu'un songe — — Was wollt' ich Dir
„ſagen, Albano? Mein Lebewohl! Verlaſſe
„meinen Bruder nicht! — O, wie Du weinſt!
„Ich will noch für Dich beten!“ —
Die Sterbenden haben trockne Augen. Das
Gewitter des Lebens endigt mit kalter Luft.
Sie wiſſen es nicht, wie ihre lallende Zunge
einſchneide in die weit aufgeriſſenen Herzen.
Die ſanfteſte Seele wußt' es nicht, wie ſie ein
*) Sie hielt ihr hieſiges Leben für ein ruhiges
Spiel- und Kinder-Leben, erſt das zweite für
das thätige.
**) Hier und weiter redet ſie zwar irre; aber ſie
weiß es doch, daß der Grasblumenkranz von
Charitons Kindern iſt.
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