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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Freundes Liebe zu werben, von ihm geschieden;
was denselben Jüngling kränkte, der es inner¬
lich billigte.

Seit einigen Tagen war nämlich Schoppe
in eine andre Tonart umgesetzt, und sein eigner
Restant und Nachsommer geworden. Es fieng
damit an, daß er an einem elenden Heulied
den ganzen halben Tag auf dem Waldhorn
verbließ; den übrigen halben versang er daran
mündlich. Statt zu lesen und zu schreiben gieng
er in der Stadt und Stube auf und ab. Al¬
les was er sonst schnell abmachte, Laufen, Ver¬
schlingen des Essens, Sprechen, Rauchen, Be¬
fehlen, Auffahren, das gieng jetzt mit Klöppeln
zwischen den Füßen und stand fast. Sein lang¬
sames Auffahren und sein zarter, leiser Schritt
konnten Kennern seiner Vorzeit lächerlich vor¬
kommen. Seinen großen, herrlichen Wolf-Hund,
von dem er sich täglich zehnmal mit den Vor¬
der-Pfoten umhalsen ließ und dessen am Felle
aufgezogne Brust er so gern auf seine drückte,
wenn er mit ihm ein Langisches- und Konsistorial-
Colloquium hielt, vernachlässigte er in dem Gra¬
de, daß der Hund attent wurde und nicht wu߬

Freundes Liebe zu werben, von ihm geſchieden;
was denſelben Jüngling kränkte, der es inner¬
lich billigte.

Seit einigen Tagen war nämlich Schoppe
in eine andre Tonart umgeſetzt, und ſein eigner
Reſtant und Nachſommer geworden. Es fieng
damit an, daß er an einem elenden Heulied
den ganzen halben Tag auf dem Waldhorn
verbließ; den übrigen halben verſang er daran
mündlich. Statt zu leſen und zu ſchreiben gieng
er in der Stadt und Stube auf und ab. Al¬
les was er ſonſt ſchnell abmachte, Laufen, Ver¬
ſchlingen des Eſſens, Sprechen, Rauchen, Be¬
fehlen, Auffahren, das gieng jetzt mit Klöppeln
zwiſchen den Füßen und ſtand faſt. Sein lang¬
ſames Auffahren und ſein zarter, leiſer Schritt
konnten Kennern ſeiner Vorzeit lächerlich vor¬
kommen. Seinen großen, herrlichen Wolf-Hund,
von dem er ſich täglich zehnmal mit den Vor¬
der-Pfoten umhalſen ließ und deſſen am Felle
aufgezogne Bruſt er ſo gern auf ſeine drückte,
wenn er mit ihm ein Langiſches- und Konſiſtorial-
Colloquium hielt, vernachläſſigte er in dem Gra¬
de, daß der Hund attent wurde und nicht wu߬

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[340/0352] Freundes Liebe zu werben, von ihm geſchieden; was denſelben Jüngling kränkte, der es inner¬ lich billigte. Seit einigen Tagen war nämlich Schoppe in eine andre Tonart umgeſetzt, und ſein eigner Reſtant und Nachſommer geworden. Es fieng damit an, daß er an einem elenden Heulied den ganzen halben Tag auf dem Waldhorn verbließ; den übrigen halben verſang er daran mündlich. Statt zu leſen und zu ſchreiben gieng er in der Stadt und Stube auf und ab. Al¬ les was er ſonſt ſchnell abmachte, Laufen, Ver¬ ſchlingen des Eſſens, Sprechen, Rauchen, Be¬ fehlen, Auffahren, das gieng jetzt mit Klöppeln zwiſchen den Füßen und ſtand faſt. Sein lang¬ ſames Auffahren und ſein zarter, leiſer Schritt konnten Kennern ſeiner Vorzeit lächerlich vor¬ kommen. Seinen großen, herrlichen Wolf-Hund, von dem er ſich täglich zehnmal mit den Vor¬ der-Pfoten umhalſen ließ und deſſen am Felle aufgezogne Bruſt er ſo gern auf ſeine drückte, wenn er mit ihm ein Langiſches- und Konſiſtorial- Colloquium hielt, vernachläſſigte er in dem Gra¬ de, daß der Hund attent wurde und nicht wu߬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/352>, abgerufen am 24.11.2024.