"sanft,) Sie geben mir Ihre Freundschaft. Ich "verdiene sie nicht, wenn ich ihr nicht ganz ver¬ "traue. Ich geb' Ihnen jetzt die Probe mei¬ "nes offnen Vertrauens. Sie kennen vielleicht "die Geschichte meines Glücks und meines Ver¬ "lusts; Sie kennen den Minister." -- "Leider, leider! (sagte sie) auch Ihre harte Geschichte, edler Mann, wurde mir bekannt."
"Nein, (versetzt' er heftig,) ich war härter als mein Schicksal, ich quälte ein unschuldiges Herz, ich machte eine gehorsame Tochter elend, krank und blind. -- Aber ich habe sie ver¬ lohren (fuhr er mit steigender Rührung fort und kehrte sich seitwärts, um Lianens schim¬ mernde Wohn-Höhe nicht zu sehen) und er¬ trag' es wie ich kann, aber ohne heimliche We¬ ge zum Wiederbesitz -- Nur das Opfer darf dort drüben nicht gar verbluten bei der harten, engherzigen Mutter. -- O, die Honigtropfen der Freuden, Sie und Italiens Himmel könnten sie wohl heilen -- Sie stirbt, wenn sie bleibt, und ich bleibe, um zuzusehen -- Freundin! o, wie groß ist meine Bitte!" --
„ſanft,) Sie geben mir Ihre Freundſchaft. Ich „verdiene ſie nicht, wenn ich ihr nicht ganz ver¬ „traue. Ich geb' Ihnen jetzt die Probe mei¬ „nes offnen Vertrauens. Sie kennen vielleicht „die Geſchichte meines Glücks und meines Ver¬ „luſts; Sie kennen den Miniſter.“ — „Leider, leider! (ſagte ſie) auch Ihre harte Geſchichte, edler Mann, wurde mir bekannt.“
„Nein, (verſetzt' er heftig,) ich war härter als mein Schickſal, ich quälte ein unſchuldiges Herz, ich machte eine gehorſame Tochter elend, krank und blind. — Aber ich habe ſie ver¬ lohren (fuhr er mit ſteigender Rührung fort und kehrte ſich ſeitwärts, um Lianens ſchim¬ mernde Wohn-Höhe nicht zu ſehen) und er¬ trag' es wie ich kann, aber ohne heimliche We¬ ge zum Wiederbeſitz — Nur das Opfer darf dort drüben nicht gar verbluten bei der harten, engherzigen Mutter. — O, die Honigtropfen der Freuden, Sie und Italiens Himmel könnten ſie wohl heilen — Sie ſtirbt, wenn ſie bleibt, und ich bleibe, um zuzuſehen — Freundin! o, wie groß iſt meine Bitte!“ —
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„ſanft,) Sie geben mir Ihre Freundſchaft. Ich
„verdiene ſie nicht, wenn ich ihr nicht ganz ver¬
„traue. Ich geb' Ihnen jetzt die Probe mei¬
„nes offnen Vertrauens. Sie kennen vielleicht
„die Geſchichte meines Glücks und meines Ver¬
„luſts; Sie kennen den Miniſter.“ — „Leider,
leider! (ſagte ſie) auch Ihre harte Geſchichte,
edler Mann, wurde mir bekannt.“
„Nein, (verſetzt' er heftig,) ich war härter
als mein Schickſal, ich quälte ein unſchuldiges
Herz, ich machte eine gehorſame Tochter elend,
krank und blind. — Aber ich habe ſie ver¬
lohren (fuhr er mit ſteigender Rührung fort
und kehrte ſich ſeitwärts, um Lianens ſchim¬
mernde Wohn-Höhe nicht zu ſehen) und er¬
trag' es wie ich kann, aber ohne heimliche We¬
ge zum Wiederbeſitz — Nur das Opfer darf
dort drüben nicht gar verbluten bei der harten,
engherzigen Mutter. — O, die Honigtropfen der
Freuden, Sie und Italiens Himmel könnten ſie
wohl heilen — Sie ſtirbt, wenn ſie bleibt, und
ich bleibe, um zuzuſehen — Freundin! o, wie
groß iſt meine Bitte!“ —
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/346>, abgerufen am 24.11.2024.
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