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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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dürften, daß dann für ihn schuldlosen Schelm
bald die Wolfs- nämlich die Schäferstunde
schlagen werde, wo er auf der blumigsten Aue
unter das Schächter-Messer knieen müsse. Aber
er that sich -- zornig, daß sein Glaube an weib¬
liche und fürstliche Frechheit wahr rede -- stille
Schwüre aller Art, daß er, setze man ihm auch
zu wie den größten Heiligen und Weltweisen,
doch wirthschaften wolle wie beide, z. B. wie
der alte Zeno und Franz.

Die Fürstin suchte ihn den ganzen Abend
weniger als sonst. Endlich empfahl er sich mit
dem ganzen Hof, aber mit der Aussicht, nicht
wie dieser unter Seiden-Matrazen sondern
unter kalte Lauben zu schleichen. Er rückte auch,
seiner gewiß, auf der Treppe an -- machte das
Bibliothekzimmer auf -- fand die Springfeder
ließ sie springen und trat durch die Tape¬
tenthüre in das fürstliche -- Schlafgemach. "Es
ist also gewiß" -- sagt' er und fluchte in sei¬
nem Innern herum wie er wollte, unter dem
Liebesbrief-Beschwerer ganz breit zerdrückt hin¬
liegend. Im Seitenzimmer linker Hand hört'
er sie schon und eine Kammerfrau, die ausklei¬

dürften, daß dann für ihn ſchuldloſen Schelm
bald die Wolfs- nämlich die Schäferſtunde
ſchlagen werde, wo er auf der blumigſten Aue
unter das Schächter-Meſſer knieen müſſe. Aber
er that ſich — zornig, daß ſein Glaube an weib¬
liche und fürſtliche Frechheit wahr rede — ſtille
Schwüre aller Art, daß er, ſetze man ihm auch
zu wie den größten Heiligen und Weltweiſen,
doch wirthſchaften wolle wie beide, z. B. wie
der alte Zeno und Franz.

Die Fürſtin ſuchte ihn den ganzen Abend
weniger als ſonſt. Endlich empfahl er ſich mit
dem ganzen Hof, aber mit der Ausſicht, nicht
wie dieſer unter Seiden-Matrazen ſondern
unter kalte Lauben zu ſchleichen. Er rückte auch,
ſeiner gewiß, auf der Treppe an — machte das
Bibliothekzimmer auf — fand die Springfeder
ließ ſie ſpringen und trat durch die Tape¬
tenthüre in das fürſtliche — Schlafgemach. „Es
iſt alſo gewiß“ — ſagt' er und fluchte in ſei¬
nem Innern herum wie er wollte, unter dem
Liebesbrief-Beſchwerer ganz breit zerdrückt hin¬
liegend. Im Seitenzimmer linker Hand hört'
er ſie ſchon und eine Kammerfrau, die ausklei¬

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[322/0334] dürften, daß dann für ihn ſchuldloſen Schelm bald die Wolfs- nämlich die Schäferſtunde ſchlagen werde, wo er auf der blumigſten Aue unter das Schächter-Meſſer knieen müſſe. Aber er that ſich — zornig, daß ſein Glaube an weib¬ liche und fürſtliche Frechheit wahr rede — ſtille Schwüre aller Art, daß er, ſetze man ihm auch zu wie den größten Heiligen und Weltweiſen, doch wirthſchaften wolle wie beide, z. B. wie der alte Zeno und Franz. Die Fürſtin ſuchte ihn den ganzen Abend weniger als ſonſt. Endlich empfahl er ſich mit dem ganzen Hof, aber mit der Ausſicht, nicht wie dieſer unter Seiden-Matrazen ſondern unter kalte Lauben zu ſchleichen. Er rückte auch, ſeiner gewiß, auf der Treppe an — machte das Bibliothekzimmer auf — fand die Springfeder ließ ſie ſpringen und trat durch die Tape¬ tenthüre in das fürſtliche — Schlafgemach. „Es iſt alſo gewiß“ — ſagt' er und fluchte in ſei¬ nem Innern herum wie er wollte, unter dem Liebesbrief-Beſchwerer ganz breit zerdrückt hin¬ liegend. Im Seitenzimmer linker Hand hört' er ſie ſchon und eine Kammerfrau, die ausklei¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/334>, abgerufen am 28.11.2024.