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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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gen Alles. Die Reise nach Italien rückte so na¬
he; noch immer wollte der Minister seine Hoch¬
achtung für die Geliebte nicht fahren lassen
-- wiewohl eben aus ihrem eignen Motive der
Abreise, mit deren Nähe er sich zur frohen Er¬
tragung eines so kurzen Feuers ermunterte --;
ihre Heftigkeit für den Grafen nahm durch des¬
sen Ruhe zu, weil Kälte starke Liebe stärkt, so
wie physische Kälte Starke kräftiger, und Schwa¬
che kränker macht --; Froulay, als ein alter
Mann, war wie es schien, fähig ein ganzes
Sekulum lang so auf das Ziel loszuschleichen,
ohne einen einzigen unentbehrlichen Sprung zu
zu thun, da Alte wie Schiffe immer langsamer
gehen, je länger sie giengen, und aus einerlei
Grund, weil beide durch den Ansatz von Un¬
rath, Muscheln und dergleichen schwerfälliger
geworden -- -- Kurz die Fürstin fragte am
Ende nach Nichts, sondern es gieng so:

Der Fürst war verreiset, die Fürstin zu
Gevatter gebeten aufs Land. Der Schloßvogt
auf einem ihrer Landschlösser, der schon im Jah¬
re vorher den Minister gebeten, hatte sich nicht
entblödet, sich an diesem Treppen-Strick mit

gen Alles. Die Reiſe nach Italien rückte ſo na¬
he; noch immer wollte der Miniſter ſeine Hoch¬
achtung für die Geliebte nicht fahren laſſen
— wiewohl eben aus ihrem eignen Motive der
Abreiſe, mit deren Nähe er ſich zur frohen Er¬
tragung eines ſo kurzen Feuers ermunterte —;
ihre Heftigkeit für den Grafen nahm durch des¬
ſen Ruhe zu, weil Kälte ſtarke Liebe ſtärkt, ſo
wie phyſiſche Kälte Starke kräftiger, und Schwa¬
che kränker macht —; Froulay, als ein alter
Mann, war wie es ſchien, fähig ein ganzes
Sekulum lang ſo auf das Ziel loszuſchleichen,
ohne einen einzigen unentbehrlichen Sprung zu
zu thun, da Alte wie Schiffe immer langſamer
gehen, je länger ſie giengen, und aus einerlei
Grund, weil beide durch den Anſatz von Un¬
rath, Muſcheln und dergleichen ſchwerfälliger
geworden — — Kurz die Fürſtin fragte am
Ende nach Nichts, ſondern es gieng ſo:

Der Fürſt war verreiſet, die Fürſtin zu
Gevatter gebeten aufs Land. Der Schloßvogt
auf einem ihrer Landſchlöſſer, der ſchon im Jah¬
re vorher den Miniſter gebeten, hatte ſich nicht
entblödet, ſich an dieſem Treppen-Strick mit

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[318/0330] gen Alles. Die Reiſe nach Italien rückte ſo na¬ he; noch immer wollte der Miniſter ſeine Hoch¬ achtung für die Geliebte nicht fahren laſſen — wiewohl eben aus ihrem eignen Motive der Abreiſe, mit deren Nähe er ſich zur frohen Er¬ tragung eines ſo kurzen Feuers ermunterte —; ihre Heftigkeit für den Grafen nahm durch des¬ ſen Ruhe zu, weil Kälte ſtarke Liebe ſtärkt, ſo wie phyſiſche Kälte Starke kräftiger, und Schwa¬ che kränker macht —; Froulay, als ein alter Mann, war wie es ſchien, fähig ein ganzes Sekulum lang ſo auf das Ziel loszuſchleichen, ohne einen einzigen unentbehrlichen Sprung zu zu thun, da Alte wie Schiffe immer langſamer gehen, je länger ſie giengen, und aus einerlei Grund, weil beide durch den Anſatz von Un¬ rath, Muſcheln und dergleichen ſchwerfälliger geworden — — Kurz die Fürſtin fragte am Ende nach Nichts, ſondern es gieng ſo: Der Fürſt war verreiſet, die Fürſtin zu Gevatter gebeten aufs Land. Der Schloßvogt auf einem ihrer Landſchlöſſer, der ſchon im Jah¬ re vorher den Miniſter gebeten, hatte ſich nicht entblödet, ſich an dieſem Treppen-Strick mit

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/330>, abgerufen am 24.11.2024.