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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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und die frommen Augen erquickt die Höhen
maßen!-- Ein Mensch, der mit der Geliebten
nach Italien reiset, hat dadurch, eben weil er
Eines von beiden entbehren könnte, beide ver¬
doppelt. Und Albano hoffte diese Seeligkeit,
da alle Zeugnisse, die ihm über Lianens Gene¬
sung begegneten, diese versprachen. Den D.
Sphex -- der Einzige, der für sie eine Grube
öffnete und darin die Todtenglocke goß und
jedem schwur, mit den Blättern falle sie -- sah
er nicht mehr. Er wollte indeß -- sagt' er sich
-- bei der ganzen Mitreise nur ihr Glück, gar
nicht ihre Liebe. So sah er sich immer in sei¬
nem Selbst-Spiegel, nämlich nur verschleiert;
so hielt er sich oft für zu hart, wiewohl er es
so wenig war; so hielt er sich für den Sieger
über sein Herz, als sein schönes Angesicht schon
kranke, blasse Farben trug.

Die Gegenwart stand noch dunkel über
ihm, aber ihre benachbarten Zeiten, die Zu¬
kunft und Vergangenheit lagen voll Licht. Wel¬
che Reise, worauf eine Geliebte, ein Vater, ein
Freund, eine Freundin schon unterwegs die

und die frommen Augen erquickt die Höhen
maßen!— Ein Menſch, der mit der Geliebten
nach Italien reiſet, hat dadurch, eben weil er
Eines von beiden entbehren könnte, beide ver¬
doppelt. Und Albano hoffte dieſe Seeligkeit,
da alle Zeugniſſe, die ihm über Lianens Gene¬
ſung begegneten, dieſe verſprachen. Den D.
Sphex — der Einzige, der für ſie eine Grube
öffnete und darin die Todtenglocke goß und
jedem ſchwur, mit den Blättern falle ſie — ſah
er nicht mehr. Er wollte indeß — ſagt' er ſich
— bei der ganzen Mitreiſe nur ihr Glück, gar
nicht ihre Liebe. So ſah er ſich immer in ſei¬
nem Selbſt-Spiegel, nämlich nur verſchleiert;
ſo hielt er ſich oft für zu hart, wiewohl er es
ſo wenig war; ſo hielt er ſich für den Sieger
über ſein Herz, als ſein ſchönes Angeſicht ſchon
kranke, blaſſe Farben trug.

Die Gegenwart ſtand noch dunkel über
ihm, aber ihre benachbarten Zeiten, die Zu¬
kunft und Vergangenheit lagen voll Licht. Wel¬
che Reiſe, worauf eine Geliebte, ein Vater, ein
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[301/0313] und die frommen Augen erquickt die Höhen maßen!— Ein Menſch, der mit der Geliebten nach Italien reiſet, hat dadurch, eben weil er Eines von beiden entbehren könnte, beide ver¬ doppelt. Und Albano hoffte dieſe Seeligkeit, da alle Zeugniſſe, die ihm über Lianens Gene¬ ſung begegneten, dieſe verſprachen. Den D. Sphex — der Einzige, der für ſie eine Grube öffnete und darin die Todtenglocke goß und jedem ſchwur, mit den Blättern falle ſie — ſah er nicht mehr. Er wollte indeß — ſagt' er ſich — bei der ganzen Mitreiſe nur ihr Glück, gar nicht ihre Liebe. So ſah er ſich immer in ſei¬ nem Selbſt-Spiegel, nämlich nur verſchleiert; ſo hielt er ſich oft für zu hart, wiewohl er es ſo wenig war; ſo hielt er ſich für den Sieger über ſein Herz, als ſein ſchönes Angeſicht ſchon kranke, blaſſe Farben trug. Die Gegenwart ſtand noch dunkel über ihm, aber ihre benachbarten Zeiten, die Zu¬ kunft und Vergangenheit lagen voll Licht. Wel¬ che Reiſe, worauf eine Geliebte, ein Vater, ein Freund, eine Freundin ſchon unterwegs die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/313>, abgerufen am 24.11.2024.