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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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me auf ihn fruchtlos einblitzte: so sah er auf
dem grimmigen Gesicht den dunkeln Höllenschat¬
ten wieder stehen, der darauf gestanden und ge¬
spielet als er unter sich die sträubende Rabette
erwürgte; -- die Aufziehbrücke der Gesichter,
worauf sonst beide Seelen zusammenkamen,
stand hoch, auseinandergerissen in die Luft.
Glühender blickte Albano, zorntrunkner griff er
den Währwolf der verschlungnen Freundschaft
an -- plötzlich hieb er ihm wie eine Tatze das
Gewehr ab: als Schoppe vom ungleichen Scho¬
nen und Fechten entflammt, mit Rabettens Nah¬
men die Rache rufen wollte und schrie: "Die
Schwester, Albano!" --

Aber Albano verstand darunter Karls
Schwester -- und schleuderte das Eine Schwerdt
dem andern nach und Feuertropfen standen in
seinem Auge und verzogen unförmlich das feind¬
liche Gesicht vor ihm. "Albano!" sagte zorn¬
erschöpft Roquairol, auf den weinenden Regen¬
bogen des Friedens bauend; "Albano?" fragt'
er und gab ihm die Hand. "Lebe froh, aber
geh, noch bin ich unschuldig, geh'!" versetzte Al¬
bano, der hart das Gewitter des ersten Zorns

me auf ihn fruchtlos einblitzte: ſo ſah er auf
dem grimmigen Geſicht den dunkeln Höllenſchat¬
ten wieder ſtehen, der darauf geſtanden und ge¬
ſpielet als er unter ſich die ſträubende Rabette
erwürgte; — die Aufziehbrücke der Geſichter,
worauf ſonſt beide Seelen zuſammenkamen,
ſtand hoch, auseinandergeriſſen in die Luft.
Glühender blickte Albano, zorntrunkner griff er
den Währwolf der verſchlungnen Freundſchaft
an — plötzlich hieb er ihm wie eine Tatze das
Gewehr ab: als Schoppe vom ungleichen Scho¬
nen und Fechten entflammt, mit Rabettens Nah¬
men die Rache rufen wollte und ſchrie: „Die
Schweſter, Albano!“ —

Aber Albano verſtand darunter Karls
Schweſter — und ſchleuderte das Eine Schwerdt
dem andern nach und Feuertropfen ſtanden in
ſeinem Auge und verzogen unförmlich das feind¬
liche Geſicht vor ihm. „Albano!“ ſagte zorn¬
erſchöpft Roquairol, auf den weinenden Regen¬
bogen des Friedens bauend; „Albano?“ fragt'
er und gab ihm die Hand. „Lebe froh, aber
geh, noch bin ich unſchuldig, geh'!“ verſetzte Al¬
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[296/0308] me auf ihn fruchtlos einblitzte: ſo ſah er auf dem grimmigen Geſicht den dunkeln Höllenſchat¬ ten wieder ſtehen, der darauf geſtanden und ge¬ ſpielet als er unter ſich die ſträubende Rabette erwürgte; — die Aufziehbrücke der Geſichter, worauf ſonſt beide Seelen zuſammenkamen, ſtand hoch, auseinandergeriſſen in die Luft. Glühender blickte Albano, zorntrunkner griff er den Währwolf der verſchlungnen Freundſchaft an — plötzlich hieb er ihm wie eine Tatze das Gewehr ab: als Schoppe vom ungleichen Scho¬ nen und Fechten entflammt, mit Rabettens Nah¬ men die Rache rufen wollte und ſchrie: „Die Schweſter, Albano!“ — Aber Albano verſtand darunter Karls Schweſter — und ſchleuderte das Eine Schwerdt dem andern nach und Feuertropfen ſtanden in ſeinem Auge und verzogen unförmlich das feind¬ liche Geſicht vor ihm. „Albano!“ ſagte zorn¬ erſchöpft Roquairol, auf den weinenden Regen¬ bogen des Friedens bauend; „Albano?“ fragt' er und gab ihm die Hand. „Lebe froh, aber geh, noch bin ich unſchuldig, geh'!“ verſetzte Al¬ bano, der hart das Gewitter des erſten Zorns

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/308>, abgerufen am 24.11.2024.