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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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singung Einhalt zu thun, und wenn mir der
Schmerz in Person eine von allen Göttern unter¬
schriebne Drohung vorhielte, daß eine Zuhörerin,
die ich nicht leiden kann, sogleich darauf meine
Liebhaberinn würde und daraus meine Ge¬
liebte und Hölle.

Die Griechen gaben dem Amor und dem
Tode dieselbe Gestalt, Schönheit und Fackel;
für mich ists eine Mordfackel, aber ich liebe
den Tod und darum den Amor. Längst war
mir mein Leben eine tragische Muse; gern geb'
ich dem Dolche einer Muse die Brust; eine
Wunde ist fast ein halbes Herz. --

Höre weiter! Rabette hat eine schöne Na¬
tur und folgt ihr, aber meine ist für sie eine
Wolke mit leerer, vergänglicher Bildung und
Gestalt; sie versteht mich nicht. Könnte sie es,
so vergebe sie mir am ersten. O, ich habe sie
wohl mißhandelt, als wäre ich ein Schicksal und
sie ich. Zürne, aber höre. In der Illumina¬
zionsnacht führte ihre Sehnsucht und meine
Leerheit im Feuerregen der Freude uns wärmer
aneinander -- unter den glattgepanzerten und
mattgeschliffnen Hofgesichtern blühte ihr aufrich¬

ſingung Einhalt zu thun, und wenn mir der
Schmerz in Perſon eine von allen Göttern unter¬
ſchriebne Drohung vorhielte, daß eine Zuhörerin,
die ich nicht leiden kann, ſogleich darauf meine
Liebhaberinn würde und daraus meine Ge¬
liebte und Hölle.

Die Griechen gaben dem Amor und dem
Tode dieſelbe Geſtalt, Schönheit und Fackel;
für mich iſts eine Mordfackel, aber ich liebe
den Tod und darum den Amor. Längſt war
mir mein Leben eine tragiſche Muſe; gern geb'
ich dem Dolche einer Muſe die Bruſt; eine
Wunde iſt faſt ein halbes Herz. —

Höre weiter! Rabette hat eine ſchöne Na¬
tur und folgt ihr, aber meine iſt für ſie eine
Wolke mit leerer, vergänglicher Bildung und
Geſtalt; ſie verſteht mich nicht. Könnte ſie es,
ſo vergebe ſie mir am erſten. O, ich habe ſie
wohl mißhandelt, als wäre ich ein Schickſal und
ſie ich. Zürne, aber höre. In der Illumina¬
zionsnacht führte ihre Sehnſucht und meine
Leerheit im Feuerregen der Freude uns wärmer
aneinander — unter den glattgepanzerten und
mattgeſchliffnen Hofgeſichtern blühte ihr aufrich¬

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[284/0296] ſingung Einhalt zu thun, und wenn mir der Schmerz in Perſon eine von allen Göttern unter¬ ſchriebne Drohung vorhielte, daß eine Zuhörerin, die ich nicht leiden kann, ſogleich darauf meine Liebhaberinn würde und daraus meine Ge¬ liebte und Hölle. Die Griechen gaben dem Amor und dem Tode dieſelbe Geſtalt, Schönheit und Fackel; für mich iſts eine Mordfackel, aber ich liebe den Tod und darum den Amor. Längſt war mir mein Leben eine tragiſche Muſe; gern geb' ich dem Dolche einer Muſe die Bruſt; eine Wunde iſt faſt ein halbes Herz. — Höre weiter! Rabette hat eine ſchöne Na¬ tur und folgt ihr, aber meine iſt für ſie eine Wolke mit leerer, vergänglicher Bildung und Geſtalt; ſie verſteht mich nicht. Könnte ſie es, ſo vergebe ſie mir am erſten. O, ich habe ſie wohl mißhandelt, als wäre ich ein Schickſal und ſie ich. Zürne, aber höre. In der Illumina¬ zionsnacht führte ihre Sehnſucht und meine Leerheit im Feuerregen der Freude uns wärmer aneinander — unter den glattgepanzerten und mattgeſchliffnen Hofgeſichtern blühte ihr aufrich¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/296>, abgerufen am 24.11.2024.