zeihe es mir! Hier trinke reinen Wein! Ich weiß am besten, wie weit es mit den Weibern geht -- wie ihre Liebe beglückt und beraubt -- wie jede Liebe sich gleich anderem Feuer an viel besserem Holze entzündet als ernährt -- und wie überall der Teufel Alles holt, was er bringt. -- --
O, warum kann denn keine Frau nur so¬ weit und nicht weiter lieben als man haben will? Gar keine? -- Meinetwegen; überall wol¬ len schlaffe Prediger uns von jeder vergängli¬ chen Lust abhalten durch die nachfahrende Un¬ lust. Ist denn die Unlust nicht auch vergäng¬ lich? -- Rabette meint' es gut mit mir, aus demselben Grunde des Wunsches, warum ichs mit ihr und mir so meinte. Aber, weiß es denn Jemand, welche Fegfeuer-Stunden man mit einem fremden Herzen durchwatet, das voll ist, ohne zu füllen und dessen Liebe man am Ende hasset-- vor welchem, aber nicht mit welchem man weint und nie über Gleiches und dem man sich jede Rührung zu enthüllen scheuet, aus Furcht, sie in Nahrung der Liebe verwandelt zu sehen -- aus dessen Zorn man den größern
zeihe es mir! Hier trinke reinen Wein! Ich weiß am beſten, wie weit es mit den Weibern geht — wie ihre Liebe beglückt und beraubt — wie jede Liebe ſich gleich anderem Feuer an viel beſſerem Holze entzündet als ernährt — und wie überall der Teufel Alles holt, was er bringt. — —
O, warum kann denn keine Frau nur ſo¬ weit und nicht weiter lieben als man haben will? Gar keine? — Meinetwegen; überall wol¬ len ſchlaffe Prediger uns von jeder vergängli¬ chen Luſt abhalten durch die nachfahrende Un¬ luſt. Iſt denn die Unluſt nicht auch vergäng¬ lich? — Rabette meint' es gut mit mir, aus demſelben Grunde des Wunſches, warum ichs mit ihr und mir ſo meinte. Aber, weiß es denn Jemand, welche Fegfeuer-Stunden man mit einem fremden Herzen durchwatet, das voll iſt, ohne zu füllen und deſſen Liebe man am Ende haſſet— vor welchem, aber nicht mit welchem man weint und nie über Gleiches und dem man ſich jede Rührung zu enthüllen ſcheuet, aus Furcht, ſie in Nahrung der Liebe verwandelt zu ſehen — aus deſſen Zorn man den größern
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zeihe es mir! Hier trinke reinen Wein! Ich
weiß am beſten, wie weit es mit den Weibern
geht — wie ihre Liebe beglückt und beraubt —
wie jede Liebe ſich gleich anderem Feuer an viel
beſſerem Holze entzündet als ernährt —
und wie überall der Teufel Alles holt, was er
bringt. — —
O, warum kann denn keine Frau nur ſo¬
weit und nicht weiter lieben als man haben
will? Gar keine? — Meinetwegen; überall wol¬
len ſchlaffe Prediger uns von jeder vergängli¬
chen Luſt abhalten durch die nachfahrende Un¬
luſt. Iſt denn die Unluſt nicht auch vergäng¬
lich? — Rabette meint' es gut mit mir, aus
demſelben Grunde des Wunſches, warum ichs
mit ihr und mir ſo meinte. Aber, weiß es denn
Jemand, welche Fegfeuer-Stunden man mit
einem fremden Herzen durchwatet, das voll iſt,
ohne zu füllen und deſſen Liebe man am Ende
haſſet— vor welchem, aber nicht mit welchem
man weint und nie über Gleiches und dem
man ſich jede Rührung zu enthüllen ſcheuet, aus
Furcht, ſie in Nahrung der Liebe verwandelt
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/294>, abgerufen am 24.11.2024.
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