Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.gleich diesen Abend Nichts verlohren hatte als -- Lasset uns die Betrogne und ihre Mit- gleich dieſen Abend Nichts verlohren hatte als — Laſſet uns die Betrogne und ihre Mit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0288" n="276"/> gleich dieſen Abend Nichts verlohren hatte als —<lb/> Freuden.</p><lb/> <p>Laſſet uns die Betrogne und ihre Mit-<lb/> Millionen mit einigen Worten vor einen mil¬<lb/> den Richter führen! — Nicht Das allein wird<lb/> dieſer Richter wiegen, daß ſie, vom Blüthenſtau¬<lb/> be eines rauchenden Freuden-Frühlings betäubt,<lb/> ſtumm-erſtickt mit dem jungfräulichen Schleier,<lb/> erlegen dem Sturm der Phantaſie — da Wei¬<lb/> ber um ſo leichter vor der fremden und poeti¬<lb/> ſchen fallen, je ſeltner ihre eigne weht und ih¬<lb/> nen das Feſtſtehen angewöhnt — den Lohn ei¬<lb/> nes ganzen jungfräulichen Lebens ſterben ließ:<lb/> ſondern Das mildert am ſtärkſten das Urtheil,<lb/> daß ſie Liebe im Herzen trug. Warum erkennt<lb/> es denn das Männer-Geſchlecht nicht, daß die<lb/> Liebende in der Stunde der Liebe ja Nichts wei¬<lb/> ter thun will als Alles für den Geliebten, daß<lb/> die Frau <hi rendition="#g">für</hi> die Liebe alle Kräfte, <hi rendition="#g">gegen</hi> ſie<lb/> ſo kleine hat und daß ſie mit derſelben Seele<lb/> und in derſelben Minute eben ſo leicht ihr Le¬<lb/> ben hingäbe als ihre Tugend? — Und daß<lb/> nur der fodernde und nehmende Theil ſchlecht<lb/> ſey, beſonnen und ſelbſtſüchtig?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0288]
gleich dieſen Abend Nichts verlohren hatte als —
Freuden.
Laſſet uns die Betrogne und ihre Mit-
Millionen mit einigen Worten vor einen mil¬
den Richter führen! — Nicht Das allein wird
dieſer Richter wiegen, daß ſie, vom Blüthenſtau¬
be eines rauchenden Freuden-Frühlings betäubt,
ſtumm-erſtickt mit dem jungfräulichen Schleier,
erlegen dem Sturm der Phantaſie — da Wei¬
ber um ſo leichter vor der fremden und poeti¬
ſchen fallen, je ſeltner ihre eigne weht und ih¬
nen das Feſtſtehen angewöhnt — den Lohn ei¬
nes ganzen jungfräulichen Lebens ſterben ließ:
ſondern Das mildert am ſtärkſten das Urtheil,
daß ſie Liebe im Herzen trug. Warum erkennt
es denn das Männer-Geſchlecht nicht, daß die
Liebende in der Stunde der Liebe ja Nichts wei¬
ter thun will als Alles für den Geliebten, daß
die Frau für die Liebe alle Kräfte, gegen ſie
ſo kleine hat und daß ſie mit derſelben Seele
und in derſelben Minute eben ſo leicht ihr Le¬
ben hingäbe als ihre Tugend? — Und daß
nur der fodernde und nehmende Theil ſchlecht
ſey, beſonnen und ſelbſtſüchtig?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |