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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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wenigen Lesern aus jenem Sonntag entfallen,
wenigstens entgangen -- daß Roquairol Mor¬
gens mit Rabetten im Flötenthale gesessen
-- daß Rabette da beklommen und einsam ge¬
sungen -- und daß er aufgelöset seinem von
der Liebe verherrlichten Freunde aufgestoßen.
Die Thal-Sache ist natürlich: nach so langem
Kühl- (nicht Kalt-) Sinn -- an diesem luftigen,
freien Otaheiti-Tage -- bei so Vielem was
er in den Händen hatte (eine fremde --
und eine Flasche.) -- neben ihrem Herzen so
warm und doch so ruhig wie die Sonne dro¬
ben -- neben der einsamen Waisen-Flöte, die
er rufen ließ -- und bei seinem herzlichsten
Wunsche, von einem solchen Tage und Himmel
etwas zu profitiren -- -- da sah er sich or¬
dentlich genöthigt, wahre Rührung vorzuholen,
über seine Vergangenheit sich auszulassen (er
glich den alten Sprachen, die nach Herder vie¬
le Präterita und kein Präsens haben) -- ja
über seinen Tod (auch ein Bruchstück der Ver¬
gangenheit) -- und dann wie auf einem Him¬
melswege weiter zu gehen. Freilich gieng er
nicht weit; er ließ wieder sein H. Januars Blut

wenigen Leſern aus jenem Sonntag entfallen,
wenigſtens entgangen — daß Roquairol Mor¬
gens mit Rabetten im Flötenthale geſeſſen
— daß Rabette da beklommen und einſam ge¬
ſungen — und daß er aufgelöſet ſeinem von
der Liebe verherrlichten Freunde aufgeſtoßen.
Die Thal-Sache iſt natürlich: nach ſo langem
Kühl- (nicht Kalt-) Sinn — an dieſem luftigen,
freien Otaheiti-Tage — bei ſo Vielem was
er in den Händen hatte (eine fremde —
und eine Flaſche.) — neben ihrem Herzen ſo
warm und doch ſo ruhig wie die Sonne dro¬
ben — neben der einſamen Waiſen-Flöte, die
er rufen ließ — und bei ſeinem herzlichſten
Wunſche, von einem ſolchen Tage und Himmel
etwas zu profitiren — — da ſah er ſich or¬
dentlich genöthigt, wahre Rührung vorzuholen,
über ſeine Vergangenheit ſich auszulaſſen (er
glich den alten Sprachen, die nach Herder vie¬
le Präterita und kein Präſens haben) — ja
über ſeinen Tod (auch ein Bruchſtück der Ver¬
gangenheit) — und dann wie auf einem Him¬
melswege weiter zu gehen. Freilich gieng er
nicht weit; er ließ wieder ſein H. Januars Blut

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[270/0282] wenigen Leſern aus jenem Sonntag entfallen, wenigſtens entgangen — daß Roquairol Mor¬ gens mit Rabetten im Flötenthale geſeſſen — daß Rabette da beklommen und einſam ge¬ ſungen — und daß er aufgelöſet ſeinem von der Liebe verherrlichten Freunde aufgeſtoßen. Die Thal-Sache iſt natürlich: nach ſo langem Kühl- (nicht Kalt-) Sinn — an dieſem luftigen, freien Otaheiti-Tage — bei ſo Vielem was er in den Händen hatte (eine fremde — und eine Flaſche.) — neben ihrem Herzen ſo warm und doch ſo ruhig wie die Sonne dro¬ ben — neben der einſamen Waiſen-Flöte, die er rufen ließ — und bei ſeinem herzlichſten Wunſche, von einem ſolchen Tage und Himmel etwas zu profitiren — — da ſah er ſich or¬ dentlich genöthigt, wahre Rührung vorzuholen, über ſeine Vergangenheit ſich auszulaſſen (er glich den alten Sprachen, die nach Herder vie¬ le Präterita und kein Präſens haben) — ja über ſeinen Tod (auch ein Bruchſtück der Ver¬ gangenheit) — und dann wie auf einem Him¬ melswege weiter zu gehen. Freilich gieng er nicht weit; er ließ wieder ſein H. Januars Blut

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/282>, abgerufen am 24.11.2024.