Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

len-Giftbaum werden die Regentropfen giftig,
die von seinen Blättern rollen.

Indeß muß es nie verschwiegen werden,
daß der Hauptmann in diesem zweiten Kapitel
seinen Entschluß bestärkte, die gute und so wei¬
che Rabette wirklich zu -- ehelichen; "du weißt,
(sagt' er zu sich,) was im Ganzen an den Wei¬
bern ist, ein Paar Mängel auf oder ab thun
wenig; deine männliche Narrheit, sie wie die
Zins- und Deputatthiere ohne Fehl zu fodern,
ist doch wohl vorüber, Freund." --

Jetzt setzt' er sich hin, um zu seinem drit¬
ten Kapitel einzutunken worin er spaßte. Sei¬
ne Lippen-Allmacht über das zuhorchende Herz
erquickt' ihn dermaßen, daß er häufige Versu¬
che machte, ob sie sich nicht halb todt lachen
könnte. Weiber nehmen in der Liebe aus Schwä¬
che und Feuer das Lachkraut am leichtesten;
sie halten den komischen Heldendichter noch mehr
für ihren Helden, -- und beweisen damit die
Unschuld ihres Auslachens. Aber Roquairol
liebte die Lachende weniger.

In seinem vierten Kapitel -- oder Sek¬
tor, oder Hundsposttag, oder Zettelkasten, oder

len-Giftbaum werden die Regentropfen giftig,
die von ſeinen Blättern rollen.

Indeß muß es nie verſchwiegen werden,
daß der Hauptmann in dieſem zweiten Kapitel
ſeinen Entſchluß beſtärkte, die gute und ſo wei¬
che Rabette wirklich zu — ehelichen; „du weißt,
(ſagt' er zu ſich,) was im Ganzen an den Wei¬
bern iſt, ein Paar Mängel auf oder ab thun
wenig; deine männliche Narrheit, ſie wie die
Zins- und Deputatthiere ohne Fehl zu fodern,
iſt doch wohl vorüber, Freund.“ —

Jetzt ſetzt' er ſich hin, um zu ſeinem drit¬
ten Kapitel einzutunken worin er ſpaßte. Sei¬
ne Lippen-Allmacht über das zuhorchende Herz
erquickt' ihn dermaßen, daß er häufige Verſu¬
che machte, ob ſie ſich nicht halb todt lachen
könnte. Weiber nehmen in der Liebe aus Schwä¬
che und Feuer das Lachkraut am leichteſten;
ſie halten den komiſchen Heldendichter noch mehr
für ihren Helden, — und beweiſen damit die
Unſchuld ihres Auslachens. Aber Roquairol
liebte die Lachende weniger.

In ſeinem vierten Kapitel — oder Sek¬
tor, oder Hundspoſttag, oder Zettelkaſten, oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0279" n="267"/>
len-Giftbaum werden die Regentropfen giftig,<lb/>
die von &#x017F;einen Blättern rollen.</p><lb/>
          <p>Indeß muß es nie ver&#x017F;chwiegen werden,<lb/>
daß der Hauptmann in die&#x017F;em zweiten Kapitel<lb/>
&#x017F;einen Ent&#x017F;chluß be&#x017F;tärkte, die gute und &#x017F;o wei¬<lb/>
che Rabette wirklich zu &#x2014; ehelichen; &#x201E;du weißt,<lb/>
(&#x017F;agt' er zu &#x017F;ich,) was im Ganzen an den Wei¬<lb/>
bern i&#x017F;t, ein Paar Mängel auf oder ab thun<lb/>
wenig; deine männliche Narrheit, &#x017F;ie wie die<lb/>
Zins- und Deputatthiere ohne Fehl zu fodern,<lb/>
i&#x017F;t doch wohl vorüber, Freund.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jetzt &#x017F;etzt' er &#x017F;ich hin, um zu &#x017F;einem drit¬<lb/>
ten Kapitel einzutunken worin er &#x017F;paßte. Sei¬<lb/>
ne Lippen-Allmacht über das zuhorchende Herz<lb/>
erquickt' ihn dermaßen, daß er häufige Ver&#x017F;<lb/>
che machte, ob &#x017F;ie &#x017F;ich nicht halb todt lachen<lb/>
könnte. Weiber nehmen in der Liebe aus Schwä¬<lb/>
che und Feuer das Lachkraut am leichte&#x017F;ten;<lb/>
&#x017F;ie halten den komi&#x017F;chen Heldendichter noch mehr<lb/>
für ihren Helden, &#x2014; und bewei&#x017F;en damit die<lb/>
Un&#x017F;chuld ihres Auslachens. Aber Roquairol<lb/>
liebte die Lachende weniger.</p><lb/>
          <p>In &#x017F;einem vierten Kapitel &#x2014; oder Sek¬<lb/>
tor, oder Hundspo&#x017F;ttag, oder Zettelka&#x017F;ten, oder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0279] len-Giftbaum werden die Regentropfen giftig, die von ſeinen Blättern rollen. Indeß muß es nie verſchwiegen werden, daß der Hauptmann in dieſem zweiten Kapitel ſeinen Entſchluß beſtärkte, die gute und ſo wei¬ che Rabette wirklich zu — ehelichen; „du weißt, (ſagt' er zu ſich,) was im Ganzen an den Wei¬ bern iſt, ein Paar Mängel auf oder ab thun wenig; deine männliche Narrheit, ſie wie die Zins- und Deputatthiere ohne Fehl zu fodern, iſt doch wohl vorüber, Freund.“ — Jetzt ſetzt' er ſich hin, um zu ſeinem drit¬ ten Kapitel einzutunken worin er ſpaßte. Sei¬ ne Lippen-Allmacht über das zuhorchende Herz erquickt' ihn dermaßen, daß er häufige Verſu¬ che machte, ob ſie ſich nicht halb todt lachen könnte. Weiber nehmen in der Liebe aus Schwä¬ che und Feuer das Lachkraut am leichteſten; ſie halten den komiſchen Heldendichter noch mehr für ihren Helden, — und beweiſen damit die Unſchuld ihres Auslachens. Aber Roquairol liebte die Lachende weniger. In ſeinem vierten Kapitel — oder Sek¬ tor, oder Hundspoſttag, oder Zettelkaſten, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/279
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/279>, abgerufen am 24.11.2024.