Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.se junger Welten und donnernde Sonnen und So oft Albano's großes Auge vom Him¬ ſe junger Welten und donnernde Sonnen und So oft Albano's großes Auge vom Him¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="189"/> ſe junger Welten und donnernde Sonnen und<lb/> zuſammenbrennende Erden durcheinanderflie¬<lb/> gen und wir ſtehen hier unten als Taube un¬<lb/> ter dem erhabnen Orkan und der brauſende<lb/> Gewitterguß zeigt ſich uns in dieſer Ferne nur<lb/> als ein ſtiller, ſtehender weißer Regenbogen auf<lb/> der Nacht. —</p><lb/> <p>So oft Albano's großes Auge vom Him¬<lb/> mel kam, fand es die Erde heller und leichter.<lb/> Endlich aber kam die Nacht, die der feindſeelige<lb/> Geiſt ſchon ſo lange <hi rendition="#g">erlebt</hi>. Es war ſchon<lb/> ſehr ſpät und der Himmel ganz heiter, die Ne¬<lb/> belflecken drangen ſich als höhere Martkflecken<lb/> näher heran, der Himmel ſchien mehr weiß als<lb/> blau, Albano dachte an die verborgne Gelieb¬<lb/> te, die neben ihm den Himmel und ihn noch<lb/> mehr heiligen würde durch ihr Herz voll unauf¬<lb/> hörlicher Gebete: als er plötzlich durch das nie¬<lb/> derſinkende Sternrohr in der Blumenbühler<lb/> Kirche Licht erblickte — die Fürſtengruft offen<lb/> — Lianen am Altare knieend mit aufgehobnen<lb/> Händen — und einen alten Mann neben ihr,<lb/> ſie gleichſam einſegnend — — Fürchterlich ſtan¬<lb/> den die Kerzenflammen und Lianens Geſicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0201]
ſe junger Welten und donnernde Sonnen und
zuſammenbrennende Erden durcheinanderflie¬
gen und wir ſtehen hier unten als Taube un¬
ter dem erhabnen Orkan und der brauſende
Gewitterguß zeigt ſich uns in dieſer Ferne nur
als ein ſtiller, ſtehender weißer Regenbogen auf
der Nacht. —
So oft Albano's großes Auge vom Him¬
mel kam, fand es die Erde heller und leichter.
Endlich aber kam die Nacht, die der feindſeelige
Geiſt ſchon ſo lange erlebt. Es war ſchon
ſehr ſpät und der Himmel ganz heiter, die Ne¬
belflecken drangen ſich als höhere Martkflecken
näher heran, der Himmel ſchien mehr weiß als
blau, Albano dachte an die verborgne Gelieb¬
te, die neben ihm den Himmel und ihn noch
mehr heiligen würde durch ihr Herz voll unauf¬
hörlicher Gebete: als er plötzlich durch das nie¬
derſinkende Sternrohr in der Blumenbühler
Kirche Licht erblickte — die Fürſtengruft offen
— Lianen am Altare knieend mit aufgehobnen
Händen — und einen alten Mann neben ihr,
ſie gleichſam einſegnend — — Fürchterlich ſtan¬
den die Kerzenflammen und Lianens Geſicht
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/201>, abgerufen am 05.07.2024. |