Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.Ferne und Nähe verschlangen sich ineinander *) Zwischen zwei Fenstern stand immer ein Pfei¬ lerspiegel und mengte seine zurückgespiegelte fer¬ ne Perspektive unter die der Fenster. Jedem Spiegel stand nur Ein Fenster gegenüber; den Zwischenraum zwischen beiden verbarg und er¬ füllte Laubwerk. **) Ich bin nur ein Traum.
Ferne und Nähe verſchlangen ſich ineinander *) Zwiſchen zwei Fenſtern ſtand immer ein Pfei¬ lerſpiegel und mengte ſeine zurückgeſpiegelte fer¬ ne Perſpektive unter die der Fenſter. Jedem Spiegel ſtand nur Ein Fenſter gegenüber; den Zwiſchenraum zwiſchen beiden verbarg und er¬ füllte Laubwerk. **) Ich bin nur ein Traum.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0181" n="169"/> Ferne und Nähe verſchlangen ſich ineinander<lb/> — ein friſcher Regenbogen von Gartenfarben<lb/> und ein entfärbter Nebenregenbogen liefen ne¬<lb/> beneinander fort, wie im Erwachen der Schat¬<lb/> ten des Traumbilds noch ſichtbar vor der bli¬<lb/> tzenden Gegenwart entläuft. Indeß die Für¬<lb/> ſtin noch in das träumeriſche Blendwerk ver¬<lb/> ſank: <note place="foot" n="*)">Zwiſchen zwei Fenſtern ſtand immer ein Pfei¬<lb/> lerſpiegel und mengte ſeine zurückgeſpiegelte fer¬<lb/> ne Perſpektive unter die der Fenſter. Jedem<lb/> Spiegel ſtand nur Ein Fenſter gegenüber; den<lb/> Zwiſchenraum zwiſchen beiden verbarg und er¬<lb/> füllte Laubwerk.<lb/></note> ſo trat wie aus der Luft Liane durch<lb/> eine gläſerne Seiten-Thüre in Idoinens Lieb¬<lb/> lingsanzug, im weiſſen Kleide mit Silberblumen<lb/> und in ungeſchmücktem Haar mit einem Schlei¬<lb/> er, der nur angeſteckt an der linken Seite lang<lb/> niederfloß, wankend hervor und lispelte, als<lb/> die Fürſtin getäuſcht <hi rendition="#aq">Idoine</hi>! ausrief, zitternd<lb/> und kaum hörbar:„<hi rendition="#aq">je ne suis qu'un songe</hi>.“ —<lb/><note place="foot" n="**)">Ich bin nur ein Traum.<lb/></note> Sie ſollte mehr ſagen und eine Blume rei¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0181]
Ferne und Nähe verſchlangen ſich ineinander
— ein friſcher Regenbogen von Gartenfarben
und ein entfärbter Nebenregenbogen liefen ne¬
beneinander fort, wie im Erwachen der Schat¬
ten des Traumbilds noch ſichtbar vor der bli¬
tzenden Gegenwart entläuft. Indeß die Für¬
ſtin noch in das träumeriſche Blendwerk ver¬
ſank: *) ſo trat wie aus der Luft Liane durch
eine gläſerne Seiten-Thüre in Idoinens Lieb¬
lingsanzug, im weiſſen Kleide mit Silberblumen
und in ungeſchmücktem Haar mit einem Schlei¬
er, der nur angeſteckt an der linken Seite lang
niederfloß, wankend hervor und lispelte, als
die Fürſtin getäuſcht Idoine! ausrief, zitternd
und kaum hörbar:„je ne suis qu'un songe.“ —
**) Sie ſollte mehr ſagen und eine Blume rei¬
*) Zwiſchen zwei Fenſtern ſtand immer ein Pfei¬
lerſpiegel und mengte ſeine zurückgeſpiegelte fer¬
ne Perſpektive unter die der Fenſter. Jedem
Spiegel ſtand nur Ein Fenſter gegenüber; den
Zwiſchenraum zwiſchen beiden verbarg und er¬
füllte Laubwerk.
**) Ich bin nur ein Traum.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/181 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/181>, abgerufen am 30.06.2024. |