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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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-- ganz Europa war ihm eine -- sitzen lassen,
kurz in so vielen aktiven Erbländern, d. h.
in den Erbinnen, nicht Erbschaften fremder Prin¬
zen; -- könnt' er das, so würd' er vergnügter
in die heutigen Glückwünsche drein schauen,
weil schon einige Dutzende Erfüllungen dar¬
neben ständen und zuhorchten. Aber wie das
Bette des Marquis von Exeter in London, das
3000 Pfund kostet, die Marquisin in einen
Thron verwandeln kann: so muß das die Für¬
stin auch thun, ohne es wie diese rückwärts ver¬
wandeln zu können.

Ich will ihn daher auf dem heutigen Tanz¬
platz der Freude gar nicht als Bräutigam son¬
dern immer -- so wie man Krone sagt ohne ge¬
kröntes Haupt-- bloß als Bräutigamsrock auf¬
stellen und vorführen, um ihn nicht lächerlich
zu machen. -- Albano ritt mit einer Brust voll
Zorn, Verachtung und Bedauern neben diesem
Opferthiere der schwarzen Staatskunst her und
begriff bloß nicht, wie Luigi nicht den deutschen
Herrn, diese gemiethete Art und diesen Wurzel¬
heber seines Stammbäumleins, mit Einem Fer¬
senstoße weit von sich wegschlage. Guter Jüng¬

— ganz Europa war ihm eine — ſitzen laſſen,
kurz in ſo vielen aktiven Erbländern, d. h.
in den Erbinnen, nicht Erbſchaften fremder Prin¬
zen; — könnt' er das, ſo würd' er vergnügter
in die heutigen Glückwünſche drein ſchauen,
weil ſchon einige Dutzende Erfüllungen dar¬
neben ſtänden und zuhorchten. Aber wie das
Bette des Marquis von Exeter in London, das
3000 Pfund koſtet, die Marquiſin in einen
Thron verwandeln kann: ſo muß das die Für¬
ſtin auch thun, ohne es wie dieſe rückwärts ver¬
wandeln zu können.

Ich will ihn daher auf dem heutigen Tanz¬
platz der Freude gar nicht als Bräutigam ſon¬
dern immer — ſo wie man Krone ſagt ohne ge¬
kröntes Haupt— bloß als Bräutigamsrock auf¬
ſtellen und vorführen, um ihn nicht lächerlich
zu machen. — Albano ritt mit einer Bruſt voll
Zorn, Verachtung und Bedauern neben dieſem
Opferthiere der ſchwarzen Staatskunſt her und
begriff bloß nicht, wie Luigi nicht den deutſchen
Herrn, dieſe gemiethete Art und dieſen Wurzel¬
heber ſeines Stammbäumleins, mit Einem Fer¬
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[152/0164] — ganz Europa war ihm eine — ſitzen laſſen, kurz in ſo vielen aktiven Erbländern, d. h. in den Erbinnen, nicht Erbſchaften fremder Prin¬ zen; — könnt' er das, ſo würd' er vergnügter in die heutigen Glückwünſche drein ſchauen, weil ſchon einige Dutzende Erfüllungen dar¬ neben ſtänden und zuhorchten. Aber wie das Bette des Marquis von Exeter in London, das 3000 Pfund koſtet, die Marquiſin in einen Thron verwandeln kann: ſo muß das die Für¬ ſtin auch thun, ohne es wie dieſe rückwärts ver¬ wandeln zu können. Ich will ihn daher auf dem heutigen Tanz¬ platz der Freude gar nicht als Bräutigam ſon¬ dern immer — ſo wie man Krone ſagt ohne ge¬ kröntes Haupt— bloß als Bräutigamsrock auf¬ ſtellen und vorführen, um ihn nicht lächerlich zu machen. — Albano ritt mit einer Bruſt voll Zorn, Verachtung und Bedauern neben dieſem Opferthiere der ſchwarzen Staatskunſt her und begriff bloß nicht, wie Luigi nicht den deutſchen Herrn, dieſe gemiethete Art und dieſen Wurzel¬ heber ſeines Stammbäumleins, mit Einem Fer¬ ſenſtoße weit von ſich wegſchlage. Guter Jüng¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/164>, abgerufen am 27.11.2024.