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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Höheres als mein Geschöpf gewesen, da ich sie
sonst ihrem Bilde gegenüber müßte wieder bil¬
den können?

Sie hatte Albano's blühende Briefe in ih¬
rem Pulte und schloß es auf, um hinüberzu¬
sehen aus ihrer Insel in das entrückte Mor¬
genland der wärmern Zeit; aber sie schloß es
wieder zu; sie schämte sich heimlich froh zu
seyn, da ihre Mutter traurig war, die in die
trüben Tage nicht einmal wie sie aus schönen
kam.

Froulay ließ sie nicht lange allein, sondern
bald rufen; aber nicht um sie zu verhören oder
loszusprechen, sondern um sie -- wozu freilich eine
ungeschminkte Stirne und Backe gehörten, de¬
ren Fibern-Garn so schwer wie seine mit dem
türkischen Roth der Scham zu färben waren --
zu seiner Malersprachmeisterin zu voziren und
sie in die fürstliche Gallerie mitzunehmen, um
von ihr die Erklärung dieser Titelkupfer (für
ihn) in diesem Privat-Stummeninstitut so gut
nachzulernen, daß er im Stande wäre -- so
bald die Fürstin sie besieht -- etwas Bessers

Höheres als mein Geſchöpf geweſen, da ich ſie
ſonſt ihrem Bilde gegenüber müßte wieder bil¬
den können?

Sie hatte Albano's blühende Briefe in ih¬
rem Pulte und ſchloß es auf, um hinüberzu¬
ſehen aus ihrer Inſel in das entrückte Mor¬
genland der wärmern Zeit; aber ſie ſchloß es
wieder zu; ſie ſchämte ſich heimlich froh zu
ſeyn, da ihre Mutter traurig war, die in die
trüben Tage nicht einmal wie ſie aus ſchönen
kam.

Froulay ließ ſie nicht lange allein, ſondern
bald rufen; aber nicht um ſie zu verhören oder
loszuſprechen, ſondern um ſie — wozu freilich eine
ungeſchminkte Stirne und Backe gehörten, de¬
ren Fibern-Garn ſo ſchwer wie ſeine mit dem
türkiſchen Roth der Scham zu färben waren —
zu ſeiner Malerſprachmeiſterin zu voziren und
ſie in die fürſtliche Gallerie mitzunehmen, um
von ihr die Erklärung dieſer Titelkupfer (für
ihn) in dieſem Privat-Stummeninſtitut ſo gut
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[134/0146] Höheres als mein Geſchöpf geweſen, da ich ſie ſonſt ihrem Bilde gegenüber müßte wieder bil¬ den können? Sie hatte Albano's blühende Briefe in ih¬ rem Pulte und ſchloß es auf, um hinüberzu¬ ſehen aus ihrer Inſel in das entrückte Mor¬ genland der wärmern Zeit; aber ſie ſchloß es wieder zu; ſie ſchämte ſich heimlich froh zu ſeyn, da ihre Mutter traurig war, die in die trüben Tage nicht einmal wie ſie aus ſchönen kam. Froulay ließ ſie nicht lange allein, ſondern bald rufen; aber nicht um ſie zu verhören oder loszuſprechen, ſondern um ſie — wozu freilich eine ungeſchminkte Stirne und Backe gehörten, de¬ ren Fibern-Garn ſo ſchwer wie ſeine mit dem türkiſchen Roth der Scham zu färben waren — zu ſeiner Malerſprachmeiſterin zu voziren und ſie in die fürſtliche Gallerie mitzunehmen, um von ihr die Erklärung dieſer Titelkupfer (für ihn) in dieſem Privat-Stummeninſtitut ſo gut nachzulernen, daß er im Stande wäre — ſo bald die Fürſtin ſie beſieht — etwas Beſſers

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/146>, abgerufen am 28.11.2024.