in die Pfauhenne gethan, und sie kann dann unangerührt abgehoben und an andern Orten verspeiset werden.
Ich habe im zweiten Bande schon die Be¬ sorgniß der Ministerin mitgetheilt, daß der Minister, wenn er (in diesem) wiederkäme und Liane nicht zu Hause fände, keifen würde; aber wider Erwarten genehmigte er; ihr Ge¬ brauch des Dorfluft-Bads schlug recht in seine Absicht ein, sie ins Dampfbad der Hofluft zu treiben. Er sagte der Mutter, es sey ihm nicht mißfällig, daß sie sich jetzt gar ausheile, da die neue Fürstin sie zu ihrer Gesellschaftsdame er¬ lesen werde auf sein Wort. Er konnte nicht drei Minuten einen Zepter oder ein Zepterlein neben sich liegen sehen, ohne dessen Polarität für sich zu probiren, und damit etwas entwe¬ der zu ziehen oder zu stoßen. Wie der be¬ rühmte Gottesgelehrte Spener -- ein Vorfahr des unsrigen -- so schön täglich zu Gott drei¬ mal für seine Freunde bat: so findet man mit ähnlicher Freude, daß der Hofmann bei seinem Gotte, dem Fürsten, täglich ein wenig für seine Freunde bittet und etwas haben will.
G 2
in die Pfauhenne gethan, und ſie kann dann unangerührt abgehoben und an andern Orten verſpeiſet werden.
Ich habe im zweiten Bande ſchon die Be¬ ſorgniß der Miniſterin mitgetheilt, daß der Miniſter, wenn er (in dieſem) wiederkäme und Liane nicht zu Hauſe fände, keifen würde; aber wider Erwarten genehmigte er; ihr Ge¬ brauch des Dorfluft-Bads ſchlug recht in ſeine Abſicht ein, ſie ins Dampfbad der Hofluft zu treiben. Er ſagte der Mutter, es ſey ihm nicht mißfällig, daß ſie ſich jetzt gar ausheile, da die neue Fürſtin ſie zu ihrer Geſellſchaftsdame er¬ leſen werde auf ſein Wort. Er konnte nicht drei Minuten einen Zepter oder ein Zepterlein neben ſich liegen ſehen, ohne deſſen Polarität für ſich zu probiren, und damit etwas entwe¬ der zu ziehen oder zu ſtoßen. Wie der be¬ rühmte Gottesgelehrte Spener — ein Vorfahr des unſrigen — ſo ſchön täglich zu Gott drei¬ mal für ſeine Freunde bat: ſo findet man mit ähnlicher Freude, daß der Hofmann bei ſeinem Gotte, dem Fürſten, täglich ein wenig für ſeine Freunde bittet und etwas haben will.
G 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0111"n="99"/>
in die Pfauhenne gethan, und ſie kann dann<lb/>
unangerührt abgehoben und an andern Orten<lb/>
verſpeiſet werden.</p><lb/><p>Ich habe im zweiten Bande ſchon die Be¬<lb/>ſorgniß der Miniſterin mitgetheilt, daß der<lb/>
Miniſter, wenn er (in dieſem) wiederkäme und<lb/>
Liane nicht zu Hauſe fände, keifen würde;<lb/>
aber wider Erwarten genehmigte er; ihr Ge¬<lb/>
brauch des Dorfluft-Bads ſchlug recht in ſeine<lb/>
Abſicht ein, ſie ins Dampfbad der Hofluft zu<lb/>
treiben. Er ſagte der Mutter, es ſey ihm nicht<lb/>
mißfällig, daß ſie ſich jetzt gar ausheile, da die<lb/>
neue Fürſtin ſie zu ihrer Geſellſchaftsdame er¬<lb/>
leſen werde auf ſein Wort. Er konnte nicht<lb/>
drei Minuten einen Zepter oder ein Zepterlein<lb/>
neben ſich liegen ſehen, ohne deſſen Polarität<lb/>
für ſich zu probiren, und damit etwas entwe¬<lb/>
der zu ziehen oder zu ſtoßen. Wie der be¬<lb/>
rühmte Gottesgelehrte Spener — ein Vorfahr<lb/>
des unſrigen —ſo ſchön täglich zu Gott drei¬<lb/>
mal für ſeine Freunde bat: ſo findet man mit<lb/>
ähnlicher Freude, daß der Hofmann bei ſeinem<lb/>
Gotte, dem Fürſten, täglich ein wenig für ſeine<lb/>
Freunde bittet und etwas haben will.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 2<lb/></fw></div></div></body></text></TEI>
[99/0111]
in die Pfauhenne gethan, und ſie kann dann
unangerührt abgehoben und an andern Orten
verſpeiſet werden.
Ich habe im zweiten Bande ſchon die Be¬
ſorgniß der Miniſterin mitgetheilt, daß der
Miniſter, wenn er (in dieſem) wiederkäme und
Liane nicht zu Hauſe fände, keifen würde;
aber wider Erwarten genehmigte er; ihr Ge¬
brauch des Dorfluft-Bads ſchlug recht in ſeine
Abſicht ein, ſie ins Dampfbad der Hofluft zu
treiben. Er ſagte der Mutter, es ſey ihm nicht
mißfällig, daß ſie ſich jetzt gar ausheile, da die
neue Fürſtin ſie zu ihrer Geſellſchaftsdame er¬
leſen werde auf ſein Wort. Er konnte nicht
drei Minuten einen Zepter oder ein Zepterlein
neben ſich liegen ſehen, ohne deſſen Polarität
für ſich zu probiren, und damit etwas entwe¬
der zu ziehen oder zu ſtoßen. Wie der be¬
rühmte Gottesgelehrte Spener — ein Vorfahr
des unſrigen — ſo ſchön täglich zu Gott drei¬
mal für ſeine Freunde bat: ſo findet man mit
ähnlicher Freude, daß der Hofmann bei ſeinem
Gotte, dem Fürſten, täglich ein wenig für ſeine
Freunde bittet und etwas haben will.
G 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/111>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.