Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

nur auf Sternbilder, nicht auf jene rosen¬
rothen Stellen der Erde aus, wo sie jetzt aus
den kalten Blumenkelchen nur Wasser statt
Honig hätten saugen können. So gieng er
unter den Fest-Zurüstungen in Lilar dem lang¬
samen Abend, wo ihn die Gegenwart der
schönsten Seele entweder segnen oder zerstören
sollte, bewahrt entgegen, vergeblich von Zeit zu
Zeit zum fernen Telegraphen seines Schicksals
aufblickend, der sich immer bewegte, ungewiß
ob friedlich oder kriegerisch.

74. Zykel.

Die Siegel von den inrotulirten Akten
der bisherigen Geschichte zur Einsicht abzuneh¬
men -- oder die blinden Fenster derselben ab-
und die wahren aufreissen -- oder so viele be¬
deckte Wege und Wagen aufdecken -- oder
endlich die ganze Sache -- -- das sind lauter
Metaphern -- und die unähnlichsten dazu --,
welche zu Nichts dienen können als die lang'
erwartete Auflösung, welche sie beschreiben wol¬
len, nur noch länger und verdrüßlicher aufzu¬
halten; vielmehr glaub' ich wird besser der

nur auf Sternbilder, nicht auf jene roſen¬
rothen Stellen der Erde aus, wo ſie jetzt aus
den kalten Blumenkelchen nur Waſſer ſtatt
Honig hätten ſaugen können. So gieng er
unter den Feſt-Zurüſtungen in Lilar dem lang¬
ſamen Abend, wo ihn die Gegenwart der
ſchönſten Seele entweder ſegnen oder zerſtören
ſollte, bewahrt entgegen, vergeblich von Zeit zu
Zeit zum fernen Telegraphen ſeines Schickſals
aufblickend, der ſich immer bewegte, ungewiß
ob friedlich oder kriegeriſch.

74. Zykel.

Die Siegel von den inrotulirten Akten
der bisherigen Geſchichte zur Einſicht abzuneh¬
men — oder die blinden Fenſter derſelben ab-
und die wahren aufreiſſen — oder ſo viele be¬
deckte Wege und Wagen aufdecken — oder
endlich die ganze Sache — — das ſind lauter
Metaphern — und die unähnlichſten dazu —,
welche zu Nichts dienen können als die lang'
erwartete Auflöſung, welche ſie beſchreiben wol¬
len, nur noch länger und verdrüßlicher aufzu¬
halten; vielmehr glaub' ich wird beſſer der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="95"/>
nur auf Sternbilder, nicht auf jene ro&#x017F;en¬<lb/>
rothen Stellen der Erde aus, wo &#x017F;ie jetzt aus<lb/>
den kalten Blumenkelchen nur Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tatt<lb/>
Honig hätten &#x017F;augen können. So gieng er<lb/>
unter den Fe&#x017F;t-Zurü&#x017F;tungen in Lilar dem lang¬<lb/>
&#x017F;amen Abend, wo ihn die Gegenwart der<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;ten Seele entweder &#x017F;egnen oder zer&#x017F;tören<lb/>
&#x017F;ollte, bewahrt entgegen, vergeblich von Zeit zu<lb/>
Zeit zum fernen Telegraphen &#x017F;eines Schick&#x017F;als<lb/>
aufblickend, der &#x017F;ich immer bewegte, ungewiß<lb/>
ob friedlich oder kriegeri&#x017F;ch.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>74. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Die Siegel von den inrotulirten Akten<lb/>
der bisherigen Ge&#x017F;chichte zur Ein&#x017F;icht abzuneh¬<lb/>
men &#x2014; oder die blinden Fen&#x017F;ter der&#x017F;elben ab-<lb/>
und die wahren aufrei&#x017F;&#x017F;en &#x2014; oder &#x017F;o viele be¬<lb/>
deckte Wege und Wagen aufdecken &#x2014; oder<lb/>
endlich die ganze Sache &#x2014; &#x2014; das &#x017F;ind lauter<lb/>
Metaphern &#x2014; und die unähnlich&#x017F;ten dazu &#x2014;,<lb/>
welche zu Nichts dienen können als die lang'<lb/>
erwartete Auflö&#x017F;ung, welche &#x017F;ie be&#x017F;chreiben wol¬<lb/>
len, nur noch länger und verdrüßlicher aufzu¬<lb/>
halten; vielmehr glaub' ich wird be&#x017F;&#x017F;er der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0107] nur auf Sternbilder, nicht auf jene roſen¬ rothen Stellen der Erde aus, wo ſie jetzt aus den kalten Blumenkelchen nur Waſſer ſtatt Honig hätten ſaugen können. So gieng er unter den Feſt-Zurüſtungen in Lilar dem lang¬ ſamen Abend, wo ihn die Gegenwart der ſchönſten Seele entweder ſegnen oder zerſtören ſollte, bewahrt entgegen, vergeblich von Zeit zu Zeit zum fernen Telegraphen ſeines Schickſals aufblickend, der ſich immer bewegte, ungewiß ob friedlich oder kriegeriſch. 74. Zykel. Die Siegel von den inrotulirten Akten der bisherigen Geſchichte zur Einſicht abzuneh¬ men — oder die blinden Fenſter derſelben ab- und die wahren aufreiſſen — oder ſo viele be¬ deckte Wege und Wagen aufdecken — oder endlich die ganze Sache — — das ſind lauter Metaphern — und die unähnlichſten dazu —, welche zu Nichts dienen können als die lang' erwartete Auflöſung, welche ſie beſchreiben wol¬ len, nur noch länger und verdrüßlicher aufzu¬ halten; vielmehr glaub' ich wird beſſer der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/107
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/107>, abgerufen am 22.12.2024.