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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Dieser kam den Tag darauf; schien ihm aber noch
keine Antwort zu haben, weil er sie sonst mit
dem ersten Gruß gegeben hätte. Karl führte ihn
an den Haarhaarer Hof, wo er neulich gewe¬
sen, -- sagte, jeder Nerve da hätte Steifstie¬
feln an und jedes Herz einen Reifrock -- kam,
weiter preisend auf die jüngste, aber angefein¬
detste Prinzessin, Idoine -- erklärte, sie besitze
nach allen Vorzügen, z. B. der Heiligkeit, der
Güte, des entschiednen Karakters, der sich sogar
auf dem Throne sein eignes Loos und Leben
aussucht, ferner der Liebenswürdigkeit, da so¬
gar die Niemand liebende Fürstin-Braut an
ihrem Herzen hänge, noch den Vorzug der täu¬
schenden Ähnlichkeit mit Lianen.

"Hat diese nun mein Blatt?" fragte Alba¬
no. Karl händigt' es ihm wieder ein: "Bei
"Gott! (sagt' er feurig und doch doppelsinnig)
"ich konnt' es ihr jetzt nicht beibringen -- Aber
"Bruder, kannst Du nur eine Minute lang
"glauben, sie bleibe nicht ewig die Deinigste?"
-- "Ich glaube gar Nichts. (sagte Albano belei¬
"digt und zerriß sein Blatt in Blättchen von
"der Größe der Buchstaben darauf.) "Wollen

Dieſer kam den Tag darauf; ſchien ihm aber noch
keine Antwort zu haben, weil er ſie ſonſt mit
dem erſten Gruß gegeben hätte. Karl führte ihn
an den Haarhaarer Hof, wo er neulich gewe¬
ſen, — ſagte, jeder Nerve da hätte Steifſtie¬
feln an und jedes Herz einen Reifrock — kam,
weiter preiſend auf die jüngſte, aber angefein¬
detſte Prinzeſſin, Idoine — erklärte, ſie beſitze
nach allen Vorzügen, z. B. der Heiligkeit, der
Güte, des entſchiednen Karakters, der ſich ſogar
auf dem Throne ſein eignes Loos und Leben
ausſucht, ferner der Liebenswürdigkeit, da ſo¬
gar die Niemand liebende Fürſtin-Braut an
ihrem Herzen hänge, noch den Vorzug der täu¬
ſchenden Ähnlichkeit mit Lianen.

„Hat dieſe nun mein Blatt?“ fragte Alba¬
no. Karl händigt' es ihm wieder ein: „Bei
„Gott! (ſagt' er feurig und doch doppelſinnig)
„ich konnt' es ihr jetzt nicht beibringen — Aber
„Bruder, kannſt Du nur eine Minute lang
„glauben, ſie bleibe nicht ewig die Deinigſte?“
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[92/0104] Dieſer kam den Tag darauf; ſchien ihm aber noch keine Antwort zu haben, weil er ſie ſonſt mit dem erſten Gruß gegeben hätte. Karl führte ihn an den Haarhaarer Hof, wo er neulich gewe¬ ſen, — ſagte, jeder Nerve da hätte Steifſtie¬ feln an und jedes Herz einen Reifrock — kam, weiter preiſend auf die jüngſte, aber angefein¬ detſte Prinzeſſin, Idoine — erklärte, ſie beſitze nach allen Vorzügen, z. B. der Heiligkeit, der Güte, des entſchiednen Karakters, der ſich ſogar auf dem Throne ſein eignes Loos und Leben ausſucht, ferner der Liebenswürdigkeit, da ſo¬ gar die Niemand liebende Fürſtin-Braut an ihrem Herzen hänge, noch den Vorzug der täu¬ ſchenden Ähnlichkeit mit Lianen. „Hat dieſe nun mein Blatt?“ fragte Alba¬ no. Karl händigt' es ihm wieder ein: „Bei „Gott! (ſagt' er feurig und doch doppelſinnig) „ich konnt' es ihr jetzt nicht beibringen — Aber „Bruder, kannſt Du nur eine Minute lang „glauben, ſie bleibe nicht ewig die Deinigſte?“ — „Ich glaube gar Nichts. (ſagte Albano belei¬ „digt und zerriß ſein Blatt in Blättchen von „der Größe der Buchſtaben darauf.) „Wollen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/104>, abgerufen am 25.11.2024.