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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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vertrieben die Kinder diese Sphinx. Über die
Mutter wird oft die Gattin verschmerzt. Sie
nahm daher mit der ihr eignen kalten und kla¬
ren Stärke alles Schwankende in ihrem Ver¬
hältniß gegen Augusti auf immer weg; und er
machte ihr die Festigkeit durch die seinige leich¬
ter, weil er bei mehr Ehr- als Weiber-Liebe
über kein Flechtwerk röther wurde, als über
das eines Korbes und irrig glaubte, ein Em¬
pfänger habe sich so zu schämen wie eine
Empfängerin.

Der Lektor konnte voraussehen, daß sie
auch nach ihrer Ehescheidung -- die sie nur
Lianens wegen verschob -- schon darum unver¬
bunden bleiben werde, um ihrer Tochter ein Al¬
lodialgut, Klosterdorf, für dessen Vorbehaltung
sie nun 21 Jahre lang den Sturmbalken und
Sichelwagen und Doppelhaken des alten Mi¬
nisters blosgestanden, nicht zu entziehen. Ob
sie einem so festen und zarten Manne, der in
nichts von ihr abwich als in der Welt-Kälte
gegen positive Religion, nicht ihre theuere
Liane selber schweigend zudenke, ist eine an¬
dere und schönere Frage. Eine solche Wechsel¬

gabe

vertrieben die Kinder dieſe Sphinx. Über die
Mutter wird oft die Gattin verſchmerzt. Sie
nahm daher mit der ihr eignen kalten und kla¬
ren Stärke alles Schwankende in ihrem Ver¬
hältniß gegen Auguſti auf immer weg; und er
machte ihr die Feſtigkeit durch die ſeinige leich¬
ter, weil er bei mehr Ehr- als Weiber-Liebe
über kein Flechtwerk röther wurde, als über
das eines Korbes und irrig glaubte, ein Em¬
pfänger habe ſich ſo zu ſchämen wie eine
Empfängerin.

Der Lektor konnte vorausſehen, daß ſie
auch nach ihrer Eheſcheidung — die ſie nur
Lianens wegen verſchob — ſchon darum unver¬
bunden bleiben werde, um ihrer Tochter ein Al¬
lodialgut, Kloſterdorf, für deſſen Vorbehaltung
ſie nun 21 Jahre lang den Sturmbalken und
Sichelwagen und Doppelhaken des alten Mi¬
niſters blosgeſtanden, nicht zu entziehen. Ob
ſie einem ſo feſten und zarten Manne, der in
nichts von ihr abwich als in der Welt-Kälte
gegen poſitive Religion, nicht ihre theuere
Liane ſelber ſchweigend zudenke, iſt eine an¬
dere und ſchönere Frage. Eine ſolche Wechſel¬

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[80/0088] vertrieben die Kinder dieſe Sphinx. Über die Mutter wird oft die Gattin verſchmerzt. Sie nahm daher mit der ihr eignen kalten und kla¬ ren Stärke alles Schwankende in ihrem Ver¬ hältniß gegen Auguſti auf immer weg; und er machte ihr die Feſtigkeit durch die ſeinige leich¬ ter, weil er bei mehr Ehr- als Weiber-Liebe über kein Flechtwerk röther wurde, als über das eines Korbes und irrig glaubte, ein Em¬ pfänger habe ſich ſo zu ſchämen wie eine Empfängerin. Der Lektor konnte vorausſehen, daß ſie auch nach ihrer Eheſcheidung — die ſie nur Lianens wegen verſchob — ſchon darum unver¬ bunden bleiben werde, um ihrer Tochter ein Al¬ lodialgut, Kloſterdorf, für deſſen Vorbehaltung ſie nun 21 Jahre lang den Sturmbalken und Sichelwagen und Doppelhaken des alten Mi¬ niſters blosgeſtanden, nicht zu entziehen. Ob ſie einem ſo feſten und zarten Manne, der in nichts von ihr abwich als in der Welt-Kälte gegen poſitive Religion, nicht ihre theuere Liane ſelber ſchweigend zudenke, iſt eine an¬ dere und ſchönere Frage. Eine ſolche Wechſel¬ gabe

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/88>, abgerufen am 24.11.2024.