Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.Daher wünscht' ich so oft, die Mädchen Liane nahm eine neue ätherische Gestalt ben
Daher wünſcht' ich ſo oft, die Mädchen Liane nahm eine neue ätheriſche Geſtalt ben
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" n="48"/> <p>Daher wünſcht' ich ſo oft, die Mädchen<lb/> tanzten völlig und immer wie die Grazien und<lb/> die Horen — nämlich blos mit einander, nicht<lb/> mit uns Herren. Der jetzige Bund der weib¬<lb/> lichen Wellenlinie mit dem männlichen Schwal¬<lb/> benzickzack ſowohl in der <hi rendition="#g">Bekleidung</hi> als in<lb/> der <hi rendition="#g">Bewegung</hi> verſchönert den Tanz nicht<lb/> beträchtlich.</p><lb/> <p>Liane nahm eine neue ätheriſche Geſtalt<lb/> an, wie etwan ein Engel unter dem Zurückflie¬<lb/> gen in den Himmel ſeine holde irdiſche weg¬<lb/> legt. Für die weibliche Schönheit iſt der Tanz¬<lb/> boden, was für unſere das Pferd iſt, auf bei¬<lb/> den entfaltet ſich der gegenſeitige Zauber und<lb/> nur ein Reiter holet eine Tänzerin ein. Glück¬<lb/> licher Albano! der du kaum von der dargebo¬<lb/> tenen Hand Lianens die Fingerſpitzen anzufaſ¬<lb/> ſen wagſt mit deinen! du bekommſt genug.<lb/> Und ſiehe nur dieſes freundliche Mädchen an,<lb/> deſſen Augen und Lippen die Charis ſo lachend<lb/> für den Tanz erheitert, und das doch wieder<lb/> ſo rührend erſcheinet, weil es ein wenig erblaſ¬<lb/> ſet! Wie verſchieden von jenen launiſchen oder<lb/> ungelenken Stiefſchweſtern, die, mit dem hal¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ben<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0056]
Daher wünſcht' ich ſo oft, die Mädchen
tanzten völlig und immer wie die Grazien und
die Horen — nämlich blos mit einander, nicht
mit uns Herren. Der jetzige Bund der weib¬
lichen Wellenlinie mit dem männlichen Schwal¬
benzickzack ſowohl in der Bekleidung als in
der Bewegung verſchönert den Tanz nicht
beträchtlich.
Liane nahm eine neue ätheriſche Geſtalt
an, wie etwan ein Engel unter dem Zurückflie¬
gen in den Himmel ſeine holde irdiſche weg¬
legt. Für die weibliche Schönheit iſt der Tanz¬
boden, was für unſere das Pferd iſt, auf bei¬
den entfaltet ſich der gegenſeitige Zauber und
nur ein Reiter holet eine Tänzerin ein. Glück¬
licher Albano! der du kaum von der dargebo¬
tenen Hand Lianens die Fingerſpitzen anzufaſ¬
ſen wagſt mit deinen! du bekommſt genug.
Und ſiehe nur dieſes freundliche Mädchen an,
deſſen Augen und Lippen die Charis ſo lachend
für den Tanz erheitert, und das doch wieder
ſo rührend erſcheinet, weil es ein wenig erblaſ¬
ſet! Wie verſchieden von jenen launiſchen oder
ungelenken Stiefſchweſtern, die, mit dem hal¬
ben
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/56>, abgerufen am 17.07.2024. |