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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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und mit dunkeln Dörfern an die sanften Gebir¬
ge hinanstieg, wo der Mond aufwachte und
der Glanz seines Gewandes schon wie der ei¬
nes Geistes durch den Himmel streifte -- hier
blieben sie auf die Luna wartend stehen. Al¬
bano hielt ihre Hand. Alle Gebirge seines Le¬
bens standen im glühenden Morgenroth. "Li¬
"ane, (sagt' er,) so unzählige Frühlinge sind jetzt
"droben auf den Welten, die herunter hän¬
"gen; aber dieser ist der schönste." -- "Ach
"das Leben ist lieblich und heute wird es
"mir zu lieb" -- Albano (setzte sie leise da¬
"zu, und ihr ganzes Angesicht wurde eine er¬
"habne thränenlose Liebe und die Sterneweb¬
"ten und stickten ihr Brautkleid) wenn mich
"Gott fodert, so lass' er mich Dir immer erschei¬
" nen wie mir Karoline; o wenn ich dich nur
"so durch dein ganzes liebes Leben begleiten
"und trösten und warnen könnte, ich wünschte
"gern keinen andern Himmel."

Aber als er die Fülle seiner Liebe und den
zürnenden Schmerz über den Todeswahn aus¬
sprechen wollte, so kam sein wilder Freund, der
wie ein Vesuv Lava- und Regenströme zugleich

und mit dunkeln Dörfern an die ſanften Gebir¬
ge hinanſtieg, wo der Mond aufwachte und
der Glanz ſeines Gewandes ſchon wie der ei¬
nes Geiſtes durch den Himmel ſtreifte — hier
blieben ſie auf die Luna wartend ſtehen. Al¬
bano hielt ihre Hand. Alle Gebirge ſeines Le¬
bens ſtanden im glühenden Morgenroth. „Li¬
„ane, (ſagt' er,) ſo unzählige Frühlinge ſind jetzt
„droben auf den Welten, die herunter hän¬
„gen; aber dieſer iſt der ſchönſte.“ — „Ach
„das Leben iſt lieblich und heute wird es
„mir zu lieb“ — Albano (ſetzte ſie leiſe da¬
„zu, und ihr ganzes Angeſicht wurde eine er¬
„habne thränenloſe Liebe und die Sterneweb¬
„ten und ſtickten ihr Brautkleid) wenn mich
„Gott fodert, ſo laſſ' er mich Dir immer erſchei¬
„ nen wie mir Karoline; o wenn ich dich nur
„ſo durch dein ganzes liebes Leben begleiten
„und tröſten und warnen könnte, ich wünſchte
„gern keinen andern Himmel.“

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[198/0206] und mit dunkeln Dörfern an die ſanften Gebir¬ ge hinanſtieg, wo der Mond aufwachte und der Glanz ſeines Gewandes ſchon wie der ei¬ nes Geiſtes durch den Himmel ſtreifte — hier blieben ſie auf die Luna wartend ſtehen. Al¬ bano hielt ihre Hand. Alle Gebirge ſeines Le¬ bens ſtanden im glühenden Morgenroth. „Li¬ „ane, (ſagt' er,) ſo unzählige Frühlinge ſind jetzt „droben auf den Welten, die herunter hän¬ „gen; aber dieſer iſt der ſchönſte.“ — „Ach „das Leben iſt lieblich und heute wird es „mir zu lieb“ — Albano (ſetzte ſie leiſe da¬ „zu, und ihr ganzes Angeſicht wurde eine er¬ „habne thränenloſe Liebe und die Sterneweb¬ „ten und ſtickten ihr Brautkleid) wenn mich „Gott fodert, ſo laſſ' er mich Dir immer erſchei¬ „ nen wie mir Karoline; o wenn ich dich nur „ſo durch dein ganzes liebes Leben begleiten „und tröſten und warnen könnte, ich wünſchte „gern keinen andern Himmel.“ Aber als er die Fülle ſeiner Liebe und den zürnenden Schmerz über den Todeswahn aus¬ ſprechen wollte, ſo kam ſein wilder Freund, der wie ein Veſuv Lava- und Regenſtröme zugleich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/206>, abgerufen am 23.11.2024.