Aber in Roquairol fuhr sogleich, als er das himmlische Glück so nahe sah, der aufrüh¬ rerische Geist seiner Vergangenheit und schlug epileptisch die Glieder des innern Menschen blutig -- die unsterblichen Seufzer nach dem ewig fliehenden Frieden quälten ihn wieder, seine Fehltritte und Irrthümer und sogar die Stunden, wo er unschuldig litt, wurden ihm schmerzlich vorgerechnet -- und da sprach er (und rührte jedes Herz, am meisten aber das der armen Rabette, das er sich zu erwärmen an sich preßte wie nach der Sage der Adler die Taube, der dann sie nicht zerreißet.) Da sprach er edel von der Wüstenei des Lebens und vom Schicksal, das den Menschen wie den Vesuv zum Krater ausbrenne und dann wieder kühle Auen darein säe und ihn wieder mit Feuer fülle -- und vom einzigen Glück des hohlen Lebens, von der Liebe, und von der Ver¬ letzung, wenn das Geschick mit seinen Win¬ den eine Blume *) reibend hin und her be¬
*) z. B. die Winterlevkoje.
Aber in Roquairol fuhr ſogleich, als er das himmliſche Glück ſo nahe ſah, der aufrüh¬ reriſche Geiſt ſeiner Vergangenheit und ſchlug epileptiſch die Glieder des innern Menſchen blutig — die unſterblichen Seufzer nach dem ewig fliehenden Frieden quälten ihn wieder, ſeine Fehltritte und Irrthümer und ſogar die Stunden, wo er unſchuldig litt, wurden ihm ſchmerzlich vorgerechnet — und da ſprach er (und rührte jedes Herz, am meiſten aber das der armen Rabette, das er ſich zu erwärmen an ſich preßte wie nach der Sage der Adler die Taube, der dann ſie nicht zerreißet.) Da ſprach er edel von der Wüſtenei des Lebens und vom Schickſal, das den Menſchen wie den Veſuv zum Krater ausbrenne und dann wieder kühle Auen darein ſäe und ihn wieder mit Feuer fülle — und vom einzigen Glück des hohlen Lebens, von der Liebe, und von der Ver¬ letzung, wenn das Geſchick mit ſeinen Win¬ den eine Blume *) reibend hin und her be¬
*) z. B. die Winterlevkoje.
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Aber in Roquairol fuhr ſogleich, als er
das himmliſche Glück ſo nahe ſah, der aufrüh¬
reriſche Geiſt ſeiner Vergangenheit und ſchlug
epileptiſch die Glieder des innern Menſchen
blutig — die unſterblichen Seufzer nach dem
ewig fliehenden Frieden quälten ihn wieder,
ſeine Fehltritte und Irrthümer und ſogar die
Stunden, wo er unſchuldig litt, wurden ihm
ſchmerzlich vorgerechnet — und da ſprach er
(und rührte jedes Herz, am meiſten aber das
der armen Rabette, das er ſich zu erwärmen
an ſich preßte wie nach der Sage der Adler
die Taube, der dann ſie nicht zerreißet.) Da ſprach
er edel von der Wüſtenei des Lebens und vom
Schickſal, das den Menſchen wie den Veſuv
zum Krater ausbrenne und dann wieder kühle
Auen darein ſäe und ihn wieder mit Feuer
fülle — und vom einzigen Glück des hohlen
Lebens, von der Liebe, und von der Ver¬
letzung, wenn das Geſchick mit ſeinen Win¬
den eine Blume *) reibend hin und her be¬
*)
z. B. die Winterlevkoje.
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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/204>, abgerufen am 17.07.2024.
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