Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.Freundinn hörte, allein vorausgieng auf den Freundinn hörte, allein vorausgieng auf den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0198" n="190"/> Freundinn hörte, allein vorausgieng auf den<lb/> Felſen-Damm zwiſchen duftenden Tempethä¬<lb/> lern in der dämmernden Welt: ſo war ihm als<lb/> habe ſich ſein Leben wie ein Adler durch eine<lb/> Sturmwolke durchgearbeitet und der ſchwarze<lb/> Sturm laufe unter ſeinen Flügeln weiter und<lb/> der ganze Sternenhimmel brenne hell über ſei¬<lb/> nem Haupt. Liane, jungfräulich-edel und feſt,<lb/> gab ihm, eh' er eine Frage gethan, die Ant¬<lb/> wort: „Ihnen muß ich nun ein Geheimniß<lb/> „ſagen, was ich jedem und ſogar meiner Mut¬<lb/> „ter verbarg, weil es ſie beunruhigt hätte.<lb/> „Ich erzählte vorhin von meiner unvergeßlichen<lb/> „Karoline. Am Tage meines Abendmals, das<lb/> „ich mit ihr empfangen wollen, gieng ich Nachts<lb/> „von meinem Lehrer zur Mutter zurück, und<lb/> „zwar durch die ſonderbare lange Höhle, worin<lb/> „man niederzuſteigen glaubt, wenn man auf¬<lb/> „wärts ſteigt. Mein Mädchen gieng mit der<lb/> „Laterne voraus. In der romantiſchen Laube,<lb/> „wo ein Hohlſpiegel ſteht, kehr' ich mich gegen<lb/> „den hereinſtrömenden Vollmond, aus Furcht<lb/> „vor dem wilden Spiegel, der den Menſchen zu<lb/> „grauſam verzieht. Plötzlich hör' ich ein himm¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0198]
Freundinn hörte, allein vorausgieng auf den
Felſen-Damm zwiſchen duftenden Tempethä¬
lern in der dämmernden Welt: ſo war ihm als
habe ſich ſein Leben wie ein Adler durch eine
Sturmwolke durchgearbeitet und der ſchwarze
Sturm laufe unter ſeinen Flügeln weiter und
der ganze Sternenhimmel brenne hell über ſei¬
nem Haupt. Liane, jungfräulich-edel und feſt,
gab ihm, eh' er eine Frage gethan, die Ant¬
wort: „Ihnen muß ich nun ein Geheimniß
„ſagen, was ich jedem und ſogar meiner Mut¬
„ter verbarg, weil es ſie beunruhigt hätte.
„Ich erzählte vorhin von meiner unvergeßlichen
„Karoline. Am Tage meines Abendmals, das
„ich mit ihr empfangen wollen, gieng ich Nachts
„von meinem Lehrer zur Mutter zurück, und
„zwar durch die ſonderbare lange Höhle, worin
„man niederzuſteigen glaubt, wenn man auf¬
„wärts ſteigt. Mein Mädchen gieng mit der
„Laterne voraus. In der romantiſchen Laube,
„wo ein Hohlſpiegel ſteht, kehr' ich mich gegen
„den hereinſtrömenden Vollmond, aus Furcht
„vor dem wilden Spiegel, der den Menſchen zu
„grauſam verzieht. Plötzlich hör' ich ein himm¬
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