Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.freundete Fürstenpaar gesenkt -- mit dem In diese Erzählung trat sie selber freundlich freundete Fürſtenpaar geſenkt — mit dem In dieſe Erzählung trat ſie ſelber freundlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="168"/> freundete Fürſtenpaar geſenkt — mit dem<lb/> Haupte unter dem kalten Polarſtern der Ewig¬<lb/> keit ſtehend, das wie der Pol keine Sterne<lb/> mehr auf- und untergehen ſah —, ruhig und<lb/> mit apoſtoliſch ineinander gelegten Händen<lb/> allmächtig redend über den Schmerz und das<lb/> Ziel des bleichen Lebens, begeiſtert die Herzen<lb/> nahe an die weinende Rührung drängend, und<lb/> doch ſie mit erhabener Beſänftigung zurückzie¬<lb/> hend vom höchſten Schmerz, damit nur das<lb/> Herz weine ohne das Auge — und nun die<lb/> Einſegnung der gepaarten Särge und der Kir¬<lb/> che — o in der weichen Liane mußten dieſe Rüh¬<lb/> rungen ja zu Leiden arten und alles was ihr<lb/> Lehrer verſchwieg, wurde in ihr ausgeſprochen.<lb/> Noch dazu hatte ſie nicht die gewöhnliche Kur,<lb/> ſich ſtill zu halten, gebraucht ſondern alle Stiche<lb/> hinter thätige Freude verſteckt, um der fortrei¬<lb/> ſenden Mutter keine Schmerzen zu geben, ob¬<lb/> wohl ſich viel zu große.</p><lb/> <p>In dieſe Erzählung trat ſie ſelber freundlich<lb/> herein im weißen Morgenkleid mit einem Straus<lb/> von ſineſiſchen Röschen — ein wenig blaß und<lb/> müde — träumeriſch-weich aufblickend — die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0176]
freundete Fürſtenpaar geſenkt — mit dem
Haupte unter dem kalten Polarſtern der Ewig¬
keit ſtehend, das wie der Pol keine Sterne
mehr auf- und untergehen ſah —, ruhig und
mit apoſtoliſch ineinander gelegten Händen
allmächtig redend über den Schmerz und das
Ziel des bleichen Lebens, begeiſtert die Herzen
nahe an die weinende Rührung drängend, und
doch ſie mit erhabener Beſänftigung zurückzie¬
hend vom höchſten Schmerz, damit nur das
Herz weine ohne das Auge — und nun die
Einſegnung der gepaarten Särge und der Kir¬
che — o in der weichen Liane mußten dieſe Rüh¬
rungen ja zu Leiden arten und alles was ihr
Lehrer verſchwieg, wurde in ihr ausgeſprochen.
Noch dazu hatte ſie nicht die gewöhnliche Kur,
ſich ſtill zu halten, gebraucht ſondern alle Stiche
hinter thätige Freude verſteckt, um der fortrei¬
ſenden Mutter keine Schmerzen zu geben, ob¬
wohl ſich viel zu große.
In dieſe Erzählung trat ſie ſelber freundlich
herein im weißen Morgenkleid mit einem Straus
von ſineſiſchen Röschen — ein wenig blaß und
müde — träumeriſch-weich aufblickend — die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/176 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/176>, abgerufen am 17.07.2024. |