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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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herab entgegenrollte um ihn zum Essen zu ru¬
fen. Im Häuschen wurde das was er meinte
ausgesprochen von der Äolsharfe am ofnen
Fenster. Indes das Kind mit den Fäustchen
auf dem Klaviere nachdonnerte und die Vögel
aus den Bäumen freudig darein schrieen: so
fuhr der Weltgeist durch die Äols-Saiten jauch¬
zend und seufzend, regellos und regelmäßig,
spielend mit den Stürmen und sie mit ihm;
und Albano hörte wie die Ströme des Lebens
laut rauschten zwischen den Ufern der Länder --
und durch die Blumen und Eichenadern --
und durch die Herzen -- um die Erde, Wolken
tragend -- und den Strom, der durch die
Ewigkeit donnert, goß ein Gott aus unter dem
Schleier -- --

Albano kam mit dem unschuldigen vor¬
tanzenden Knaben zur fortlächelnden Mutter.
Sogar hier zwischen den vier Wänden zogen
ihn noch die Segel fort, die der große Mor¬
gen aufgebläht. Nichts fiel ihm auf, nichts
schien ihm gemein, nichts fern, die Woge und
der Tropfe im unendlichen Meere des Lebens
verflossen untheilbar mit den Strömen und

Titan II. L

herab entgegenrollte um ihn zum Eſſen zu ru¬
fen. Im Häuschen wurde das was er meinte
ausgeſprochen von der Äolsharfe am ofnen
Fenſter. Indes das Kind mit den Fäuſtchen
auf dem Klaviere nachdonnerte und die Vögel
aus den Bäumen freudig darein ſchrieen: ſo
fuhr der Weltgeiſt durch die Äols-Saiten jauch¬
zend und ſeufzend, regellos und regelmäßig,
ſpielend mit den Stürmen und ſie mit ihm;
und Albano hörte wie die Ströme des Lebens
laut rauſchten zwiſchen den Ufern der Länder —
und durch die Blumen und Eichenadern —
und durch die Herzen — um die Erde, Wolken
tragend — und den Strom, der durch die
Ewigkeit donnert, goß ein Gott aus unter dem
Schleier — —

Albano kam mit dem unſchuldigen vor¬
tanzenden Knaben zur fortlächelnden Mutter.
Sogar hier zwiſchen den vier Wänden zogen
ihn noch die Segel fort, die der große Mor¬
gen aufgebläht. Nichts fiel ihm auf, nichts
ſchien ihm gemein, nichts fern, die Woge und
der Tropfe im unendlichen Meere des Lebens
verfloſſen untheilbar mit den Strömen und

Titan II. L
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[161/0169] herab entgegenrollte um ihn zum Eſſen zu ru¬ fen. Im Häuschen wurde das was er meinte ausgeſprochen von der Äolsharfe am ofnen Fenſter. Indes das Kind mit den Fäuſtchen auf dem Klaviere nachdonnerte und die Vögel aus den Bäumen freudig darein ſchrieen: ſo fuhr der Weltgeiſt durch die Äols-Saiten jauch¬ zend und ſeufzend, regellos und regelmäßig, ſpielend mit den Stürmen und ſie mit ihm; und Albano hörte wie die Ströme des Lebens laut rauſchten zwiſchen den Ufern der Länder — und durch die Blumen und Eichenadern — und durch die Herzen — um die Erde, Wolken tragend — und den Strom, der durch die Ewigkeit donnert, goß ein Gott aus unter dem Schleier — — Albano kam mit dem unſchuldigen vor¬ tanzenden Knaben zur fortlächelnden Mutter. Sogar hier zwiſchen den vier Wänden zogen ihn noch die Segel fort, die der große Mor¬ gen aufgebläht. Nichts fiel ihm auf, nichts ſchien ihm gemein, nichts fern, die Woge und der Tropfe im unendlichen Meere des Lebens verfloſſen untheilbar mit den Strömen und Titan II. L

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/169>, abgerufen am 24.11.2024.