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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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aufrecht, der Graf werde das Blumenparterre
des neuen Genusses schon bald so platt und
welk zusammentreten wie einen Kreuzweg. Es
war ein schöner Morgen -- vom Thau ganz
beregnet -- ein frischer Wind wehte von Lilar
über das blühende Korn -- und die Sonne
brannte allein in einem kühlen Himmel. Auf
der Blumenbühler Straße zog ein Menschen-
Gewimmel hinan und niemand gieng lange al¬
lein; auf der Morgenhöhe sah' er seinen
Freund Karl mit dem gebognen Federbusch der
Sonne entgegensprengen.

Lilars Lüfte flogen Orangenduft-ausath¬
mend entgegen und wehten die Asche weg, die
auf den glühenden Altarkohlen jenes ersten
herrlichen Sonntags stand. Er gieng die Brücke
hinab und der früh geputzte Pollux trieb ihm
einen aufgeblätterten Truthahn entgegen. Eine
Soeur servante des alten Speners kochte schon
eine Stunde lang bei der Chariton, bloß um
ihn vorbei gehen zu sehen. Diese lief festlich-
geschmückt aus dem Häuschen, das sich heiter
mit allen Fenstern dem ganzen Himmel öffnete,
ihm entgegen und brach in der Verlegenheit

aufrecht, der Graf werde das Blumenparterre
des neuen Genuſſes ſchon bald ſo platt und
welk zuſammentreten wie einen Kreuzweg. Es
war ein ſchöner Morgen — vom Thau ganz
beregnet — ein friſcher Wind wehte von Lilar
über das blühende Korn — und die Sonne
brannte allein in einem kühlen Himmel. Auf
der Blumenbühler Straße zog ein Menſchen-
Gewimmel hinan und niemand gieng lange al¬
lein; auf der Morgenhöhe ſah' er ſeinen
Freund Karl mit dem gebognen Federbuſch der
Sonne entgegenſprengen.

Lilars Lüfte flogen Orangenduft-ausath¬
mend entgegen und wehten die Aſche weg, die
auf den glühenden Altarkohlen jenes erſten
herrlichen Sonntags ſtand. Er gieng die Brücke
hinab und der früh geputzte Pollux trieb ihm
einen aufgeblätterten Truthahn entgegen. Eine
Soeur servante des alten Speners kochte ſchon
eine Stunde lang bei der Chariton, bloß um
ihn vorbei gehen zu ſehen. Dieſe lief feſtlich-
geſchmückt aus dem Häuschen, das ſich heiter
mit allen Fenſtern dem ganzen Himmel öffnete,
ihm entgegen und brach in der Verlegenheit

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[156/0164] aufrecht, der Graf werde das Blumenparterre des neuen Genuſſes ſchon bald ſo platt und welk zuſammentreten wie einen Kreuzweg. Es war ein ſchöner Morgen — vom Thau ganz beregnet — ein friſcher Wind wehte von Lilar über das blühende Korn — und die Sonne brannte allein in einem kühlen Himmel. Auf der Blumenbühler Straße zog ein Menſchen- Gewimmel hinan und niemand gieng lange al¬ lein; auf der Morgenhöhe ſah' er ſeinen Freund Karl mit dem gebognen Federbuſch der Sonne entgegenſprengen. Lilars Lüfte flogen Orangenduft-ausath¬ mend entgegen und wehten die Aſche weg, die auf den glühenden Altarkohlen jenes erſten herrlichen Sonntags ſtand. Er gieng die Brücke hinab und der früh geputzte Pollux trieb ihm einen aufgeblätterten Truthahn entgegen. Eine Soeur servante des alten Speners kochte ſchon eine Stunde lang bei der Chariton, bloß um ihn vorbei gehen zu ſehen. Dieſe lief feſtlich- geſchmückt aus dem Häuschen, das ſich heiter mit allen Fenſtern dem ganzen Himmel öffnete, ihm entgegen und brach in der Verlegenheit

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/164>, abgerufen am 21.11.2024.