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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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Feueranbeter und der Lektor nur der den die
Kohle dieses Feuers schwärzt. Augusti nährte
über die Liebe ziemlich die Grundsätze der gro¬
ßen Welt, die er blos aus Ehre nie in Thaten
ausprägte; und gab nur den Erde-nahen Wol¬
kenhimmel der Liebe zu; der Hauptmann aber
sprach von einem dritten oder Freudenhimmel
derselben, worin nur Heilige die Seeligen sind.
Augusti sprach nach der Sitte der großen Welt
viel freier als er handelte und zuweilen so
offen als speis' er in einem -- Brunnensaal;
Karl sprach mädchenhaft. Das jungfräuliche
Ohr Albano's -- das leicht in guten Visiten¬
zimmern abfällt, und das in Studirstuben fest
sitzt -- vereinigt mit seinem Mangel an der
Erfahrung, -- daß sich eine zynische Zunge oft
bei den enthaltsamsten Menschen z. B. bei un¬
sern possenreißenden Vorfahren und eine aße¬
tische in bescheidnen Libertins aufhalte -- bei¬
des mußte den reinen Menschen in einen dop¬
pelten Irrthum verwickeln.

So jagte in ihm Augusti immer mehr
Sturmvögel auf. Beide standen oft nahe an
völliger Trennung und Ausforderung; denn der

Feueranbeter und der Lektor nur der den die
Kohle dieſes Feuers ſchwärzt. Auguſti nährte
über die Liebe ziemlich die Grundſätze der gro¬
ßen Welt, die er blos aus Ehre nie in Thaten
ausprägte; und gab nur den Erde-nahen Wol¬
kenhimmel der Liebe zu; der Hauptmann aber
ſprach von einem dritten oder Freudenhimmel
derſelben, worin nur Heilige die Seeligen ſind.
Auguſti ſprach nach der Sitte der großen Welt
viel freier als er handelte und zuweilen ſo
offen als ſpeiſ' er in einem — Brunnenſaal;
Karl ſprach mädchenhaft. Das jungfräuliche
Ohr Albano's — das leicht in guten Viſiten¬
zimmern abfällt, und das in Studirſtuben feſt
ſitzt — vereinigt mit ſeinem Mangel an der
Erfahrung, — daß ſich eine zyniſche Zunge oft
bei den enthaltſamſten Menſchen z. B. bei un¬
ſern poſſenreißenden Vorfahren und eine aſze¬
tiſche in beſcheidnen Libertins aufhalte — bei¬
des mußte den reinen Menſchen in einen dop¬
pelten Irrthum verwickeln.

So jagte in ihm Auguſti immer mehr
Sturmvögel auf. Beide ſtanden oft nahe an
völliger Trennung und Ausforderung; denn der

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[134/0142] Feueranbeter und der Lektor nur der den die Kohle dieſes Feuers ſchwärzt. Auguſti nährte über die Liebe ziemlich die Grundſätze der gro¬ ßen Welt, die er blos aus Ehre nie in Thaten ausprägte; und gab nur den Erde-nahen Wol¬ kenhimmel der Liebe zu; der Hauptmann aber ſprach von einem dritten oder Freudenhimmel derſelben, worin nur Heilige die Seeligen ſind. Auguſti ſprach nach der Sitte der großen Welt viel freier als er handelte und zuweilen ſo offen als ſpeiſ' er in einem — Brunnenſaal; Karl ſprach mädchenhaft. Das jungfräuliche Ohr Albano's — das leicht in guten Viſiten¬ zimmern abfällt, und das in Studirſtuben feſt ſitzt — vereinigt mit ſeinem Mangel an der Erfahrung, — daß ſich eine zyniſche Zunge oft bei den enthaltſamſten Menſchen z. B. bei un¬ ſern poſſenreißenden Vorfahren und eine aſze¬ tiſche in beſcheidnen Libertins aufhalte — bei¬ des mußte den reinen Menſchen in einen dop¬ pelten Irrthum verwickeln. So jagte in ihm Auguſti immer mehr Sturmvögel auf. Beide ſtanden oft nahe an völliger Trennung und Ausforderung; denn der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/142>, abgerufen am 24.11.2024.