Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.die großen Augenlieder; und der Greis schlug Aber er kam bald aus dem träumerischen Titan II. H
die großen Augenlieder; und der Greis ſchlug Aber er kam bald aus dem träumeriſchen Titan II. H
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die großen Augenlieder; und der Greis ſchlug
ſie auf vor dem erhabnen Jüngling, der mit
dem glühenden Roſenmond ſeines Angeſichts
vom Monde verkläret vor ihm wie ein Genius
mit dem Kranze ſtand. „Juſtus! (rief der Alte)
„biſt Du es?“ Er hielt ihn für den alten Für¬
ſten, der eben mit blühenden Wangen und off¬
nen Augen in der Unterwelt des Traums mit
ihm gegangen war.
Aber er kam bald aus dem träumeriſchen
Elyſium ins botaniſche zurück und wußte ſogar
Albano's Namen. Der Graf faßte mit offner
Miene ſeine Hände und ſagte ihm, wie lange
und innig er ihn achte. Spener erwiederte we¬
nig und ruhig, wie Greiſe thun, die alles auf
der Erde ſo oft geſehen. Der Glanz des Mond¬
lichts floß jetzt an der langen Geſtalt herab
und das ruhig-offne Auge wurde erleuchtet,
das nicht ſowohl eindringt als alles eindrin¬
gen läſſet. Die faſt kalte Stille der Züge, der
junge Gang der langen Geſtalt, die ihre Jahre
aufrecht trug als einen Kranz auf dem Haupte
nicht als Bürde auf dem Rücken, mehr als Blu¬
Titan II. H
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/121>, abgerufen am 17.07.2024. |