Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.Druck die Decke eines Bildnisses aufspringen Sie giengen jetzt in der Kastanienallee vor Druck die Decke eines Bildniſſes aufſpringen Sie giengen jetzt in der Kaſtanienallee vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0110" n="102"/> Druck die Decke eines Bildniſſes aufſpringen<lb/> ließ. — — Guter Jüngling! es war ganz die<lb/> Geſtalt, welche in jener Zaubernacht aus dem<lb/><hi rendition="#aq">Lago maggiore</hi> aufſtieg, dir von den Geiſtern<lb/> zugeſchickt! — „Sie iſt getroffen“ ſagte ſie zu<lb/> dem erſchütterten Menſchen. „Sehr!“ ſagt' er<lb/> verwirrt. Sie unterſuchte dieſes widerſprechende<lb/> „Sehr“ nicht; aber Liane ſah ihn an: „ſehr —<lb/> „ſchön und kühn!“ (fuhr er fort) aber ich liebe<lb/> „Kühnheit an Weibern nicht.“ — „O, das<lb/> „glaubt man den Männern gern, verſetzte Ju¬<lb/> „lienne; keine feindliche Macht liebt ſie an der<lb/> „andern.“</p><lb/> <p>Sie giengen jetzt in der Kaſtanienallee vor<lb/> der heiligen Stätte vorbei, wo Albano die<lb/> Braut ſeiner Hofnungen zum erſtenmale hinter<lb/> den Waſſerſtralen hatte glänzen und leiden ſe¬<lb/> hen. O er hätte hier mit dieſer vom Gegen¬<lb/> einanderarbeiten wunderbarer Verhältniſſe bang'¬<lb/> erhitzten Seele gern vor dem nahen ſtillen En¬<lb/> gel niederknieen mögen! — Die zarte Julienne<lb/> merkte, ſie habe ein bewegtes Herz zu ſchonen;<lb/> nach einem ziemlich <hi rendition="#g">lauten</hi> Schweigen ſagte<lb/> ſie in ernſtem Ton: „ein holder Abend! Wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Druck die Decke eines Bildniſſes aufſpringen
ließ. — — Guter Jüngling! es war ganz die
Geſtalt, welche in jener Zaubernacht aus dem
Lago maggiore aufſtieg, dir von den Geiſtern
zugeſchickt! — „Sie iſt getroffen“ ſagte ſie zu
dem erſchütterten Menſchen. „Sehr!“ ſagt' er
verwirrt. Sie unterſuchte dieſes widerſprechende
„Sehr“ nicht; aber Liane ſah ihn an: „ſehr —
„ſchön und kühn!“ (fuhr er fort) aber ich liebe
„Kühnheit an Weibern nicht.“ — „O, das
„glaubt man den Männern gern, verſetzte Ju¬
„lienne; keine feindliche Macht liebt ſie an der
„andern.“
Sie giengen jetzt in der Kaſtanienallee vor
der heiligen Stätte vorbei, wo Albano die
Braut ſeiner Hofnungen zum erſtenmale hinter
den Waſſerſtralen hatte glänzen und leiden ſe¬
hen. O er hätte hier mit dieſer vom Gegen¬
einanderarbeiten wunderbarer Verhältniſſe bang'¬
erhitzten Seele gern vor dem nahen ſtillen En¬
gel niederknieen mögen! — Die zarte Julienne
merkte, ſie habe ein bewegtes Herz zu ſchonen;
nach einem ziemlich lauten Schweigen ſagte
ſie in ernſtem Ton: „ein holder Abend! Wir
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/110>, abgerufen am 16.02.2025. |