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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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dieser scharfen Luft dein bewegtes Meer erstar¬
ren -- ach wie an einem eiskalten Metall mußte
deine warme Hand ankleben und davon sich
wundgeschält abziehen! --

Aber guter Jüngling! Wer von uns könnte
dich tadeln, daß Wunden dich gleichsam mit
Blut an deinen wahren oder falschen Halbgott
binden -- wiewohl ein Halbgott sich öfter
mit einem Halbthier als mit einem Halb¬
menschen
schließet -- und daß du so schmerz¬
lich liebst? -- Ach welche warme Seele sprach
nicht einmal die Bitte der Liebe vergeblich aus
und konnte dann, gelähmt vom erkaltenden Gifte,
gleich andern Vergifteten, die schwere Zunge
und das schwere Herz nicht mehr bewegen? --
Aber liebe fort, du warme Seele; gleich Früh¬
lingsblumen, gleich Nachtschmetterlingen durch¬
bricht die zarte Liebe zuletzt doch den hart-ge¬
frornen Boden und jedes Herz, das nichts an¬
deres
verlangt, als ein Herz, findet endlich
seine Brust! -- --

dieſer ſcharfen Luft dein bewegtes Meer erſtar¬
ren — ach wie an einem eiskalten Metall mußte
deine warme Hand ankleben und davon ſich
wundgeſchält abziehen! —

Aber guter Jüngling! Wer von uns könnte
dich tadeln, daß Wunden dich gleichſam mit
Blut an deinen wahren oder falſchen Halbgott
binden — wiewohl ein Halbgott ſich öfter
mit einem Halbthier als mit einem Halb¬
menſchen
ſchließet — und daß du ſo ſchmerz¬
lich liebſt? — Ach welche warme Seele ſprach
nicht einmal die Bitte der Liebe vergeblich aus
und konnte dann, gelähmt vom erkaltenden Gifte,
gleich andern Vergifteten, die ſchwere Zunge
und das ſchwere Herz nicht mehr bewegen? —
Aber liebe fort, du warme Seele; gleich Früh¬
lingsblumen, gleich Nachtſchmetterlingen durch¬
bricht die zarte Liebe zuletzt doch den hart-ge¬
frornen Boden und jedes Herz, das nichts an¬
deres
verlangt, als ein Herz, findet endlich
ſeine Bruſt! — —

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[55/0075] dieſer ſcharfen Luft dein bewegtes Meer erſtar¬ ren — ach wie an einem eiskalten Metall mußte deine warme Hand ankleben und davon ſich wundgeſchält abziehen! — Aber guter Jüngling! Wer von uns könnte dich tadeln, daß Wunden dich gleichſam mit Blut an deinen wahren oder falſchen Halbgott binden — wiewohl ein Halbgott ſich öfter mit einem Halbthier als mit einem Halb¬ menſchen ſchließet — und daß du ſo ſchmerz¬ lich liebſt? — Ach welche warme Seele ſprach nicht einmal die Bitte der Liebe vergeblich aus und konnte dann, gelähmt vom erkaltenden Gifte, gleich andern Vergifteten, die ſchwere Zunge und das ſchwere Herz nicht mehr bewegen? — Aber liebe fort, du warme Seele; gleich Früh¬ lingsblumen, gleich Nachtſchmetterlingen durch¬ bricht die zarte Liebe zuletzt doch den hart-ge¬ frornen Boden und jedes Herz, das nichts an¬ deres verlangt, als ein Herz, findet endlich ſeine Bruſt! — —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/75>, abgerufen am 21.11.2024.