Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.den und das Schweben der Vögel uber allem Ich stieg den grün-schattigen Berg *) Linda de Romeiro.
den und das Schweben der Vögel uber allem Ich ſtieg den grün-ſchattigen Berg *) Linda de Romeiro.
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den und das Schweben der Vögel uber allem
füllte mich mit Ruh' und Licht. Ja, ſo ruhig
und unbekannt und heiter will ich mein eilen¬
des Leben führen, dacht' ich: redet mir nicht
der Trauermantel zu, der vor mir mit ſeinen
vom Herbſte zerriſſenen Schwingen doch wieder
um ſeine Blumen flattert; und mahnet mich
nicht der Nachtſchmetterling ab, der erkältet
an der harten Statue klebt und ſich nicht zu
den Blüthen des Tages aufſchwingen kann? —
Darum will ich nie von meiner Mutter wei¬
chen — bleibe nur die theure Eliſa auch ſo
lange bei uns als ihre kleine Linda lebt und
rufe ſie ihre hohe Freundinn bald, *) damit
ich ſie ſehe und herzlich liebe! —
Ich ſtieg den grün-ſchattigen Berg
hinan aber mit Mühe; die Freude entkräftet
mich ſo ſehr — denk' an mich, Eliſa, ich werde
einmal an einer großen ſterben, oder an einem
großen allzugroßen Weh. Der Schneckenweg
zum Altare war von den Farben des Blüthen¬
ſtaubes gemalt und droben wanden ſich nicht
*) Linda de Romeiro.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/440>, abgerufen am 16.07.2024. |