gehörten zu vorigen -- nicht einmal Streusand bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war zu höflich, einen zu brauchen) -- ferner wa¬ ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an die sie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬ gensons bureau decachetage d. h. am Hofe wohnhaft, verzifferte verlangt, und sie hieß mithin Elisa, Roquairol Karl und Liane ihre kleine Linda. Linda ist bekanntlich der Tauf¬ name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit welcher die Prinzessinn am Tage jener für Ro¬ quairol so blutigen Retoude ein ewiges, Her¬ zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬ tet hatte; -- Liane, vor deren reinen dichteri¬ schen Augen sich jedes edle weibliche Wesen zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬ sichtige Edelstein zum durchsichtigen aufhellte und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichsam mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer Freundinn zugleich, und die sanfte Seele nannte sich, ihres Werthes unbewußt, nur die kleine Linda ihrer Elisa.
Auch die zarte ausgezogene Handschrift kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬
gehörten zu vorigen — nicht einmal Streuſand bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war zu höflich, einen zu brauchen) — ferner wa¬ ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an die ſie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬ genſons bureau décachetage d. h. am Hofe wohnhaft, verzifferte verlangt, und ſie hieß mithin Eliſa, Roquairol Karl und Liane ihre kleine Linda. Linda iſt bekanntlich der Tauf¬ name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit welcher die Prinzeſſinn am Tage jener für Ro¬ quairol ſo blutigen Retoude ein ewiges, Her¬ zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬ tet hatte; — Liane, vor deren reinen dichteri¬ ſchen Augen ſich jedes edle weibliche Weſen zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬ ſichtige Edelſtein zum durchſichtigen aufhellte und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichſam mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer Freundinn zugleich, und die ſanfte Seele nannte ſich, ihres Werthes unbewußt, nur die kleine Linda ihrer Eliſa.
Auch die zarte ausgezogene Handſchrift kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0434"n="414"/>
gehörten zu vorigen — nicht einmal Streuſand<lb/>
bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war<lb/>
zu höflich, einen zu brauchen) — ferner wa¬<lb/>
ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an<lb/>
die ſie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬<lb/>
genſons <hirendition="#aq">bureau décachetage</hi> d. h. am Hofe<lb/>
wohnhaft, verzifferte verlangt, und ſie hieß<lb/>
mithin Eliſa, Roquairol Karl und Liane ihre<lb/>
kleine Linda. Linda iſt bekanntlich der Tauf¬<lb/>
name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit<lb/>
welcher die Prinzeſſinn am Tage jener für Ro¬<lb/>
quairol ſo blutigen Retoude ein ewiges, Her¬<lb/>
zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬<lb/>
tet hatte; — Liane, vor deren reinen dichteri¬<lb/>ſchen Augen ſich jedes edle weibliche Weſen<lb/>
zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬<lb/>ſichtige Edelſtein zum durchſichtigen aufhellte<lb/>
und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichſam<lb/>
mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer<lb/>
Freundinn zugleich, und die ſanfte Seele<lb/>
nannte ſich, ihres Werthes unbewußt, nur die<lb/>
kleine Linda ihrer Eliſa.</p><lb/><p>Auch die zarte ausgezogene Handſchrift<lb/>
kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[414/0434]
gehörten zu vorigen — nicht einmal Streuſand
bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war
zu höflich, einen zu brauchen) — ferner wa¬
ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an
die ſie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬
genſons bureau décachetage d. h. am Hofe
wohnhaft, verzifferte verlangt, und ſie hieß
mithin Eliſa, Roquairol Karl und Liane ihre
kleine Linda. Linda iſt bekanntlich der Tauf¬
name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit
welcher die Prinzeſſinn am Tage jener für Ro¬
quairol ſo blutigen Retoude ein ewiges, Her¬
zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬
tet hatte; — Liane, vor deren reinen dichteri¬
ſchen Augen ſich jedes edle weibliche Weſen
zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬
ſichtige Edelſtein zum durchſichtigen aufhellte
und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichſam
mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer
Freundinn zugleich, und die ſanfte Seele
nannte ſich, ihres Werthes unbewußt, nur die
kleine Linda ihrer Eliſa.
Auch die zarte ausgezogene Handſchrift
kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/434>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.