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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Aber wo geht jetzt unser Jüngling mit sei¬
nen Träumen? -- Noch auf der romantischen
einleitenden Straße nach Lilar, eigentlich dem
ersten Gartenwege desselben. Er wanderte auf
einer belaubten Straße, die sanft auf Hügel
mit offnen Baumgärten und in gelbblühende
Gründe stieg und die wie der Rhein sich bald
durch grünende Felsen voll Epheu drängte,
bald fliehende lachende Ufer hinter den Zwei¬
gen aufthat. Jetzt wurden die weißen Bänke
unter Jesminstauden und die weißen Landhäu¬
ser vielfältiger, er kam näher und die Nachti¬
gallen und Kanarienvögel*) Lilars streiften
schon hieher, wie Land ansagende Vögel. Der
Morgen wehte frisch durch den Frühling und
das zackige Laub hielt noch seine leichten äthe¬
rischen Tropfen fest. Ein Fuhrmann lag schla¬
fend auf seinem Leiterwagen, den die rechts
und links abrupfenden Thiere sicher auf dem
glatten Wege zogen. Albano hörte am stillen
Sonntage nicht das Feldgeschrei der drängen¬

*) Sie haben eine ganze Stube zum Winterleben,
der man im Sommer bloß die Fenster aushebt.

Aber wo geht jetzt unſer Jüngling mit ſei¬
nen Träumen? — Noch auf der romantiſchen
einleitenden Straße nach Lilar, eigentlich dem
erſten Gartenwege deſſelben. Er wanderte auf
einer belaubten Straße, die ſanft auf Hügel
mit offnen Baumgärten und in gelbblühende
Gründe ſtieg und die wie der Rhein ſich bald
durch grünende Felſen voll Epheu drängte,
bald fliehende lachende Ufer hinter den Zwei¬
gen aufthat. Jetzt wurden die weißen Bänke
unter Jesminſtauden und die weißen Landhäu¬
ſer vielfältiger, er kam näher und die Nachti¬
gallen und Kanarienvögel*) Lilars ſtreiften
ſchon hieher, wie Land anſagende Vögel. Der
Morgen wehte friſch durch den Frühling und
das zackige Laub hielt noch ſeine leichten äthe¬
riſchen Tropfen feſt. Ein Fuhrmann lag ſchla¬
fend auf ſeinem Leiterwagen, den die rechts
und links abrupfenden Thiere ſicher auf dem
glatten Wege zogen. Albano hörte am ſtillen
Sonntage nicht das Feldgeſchrei der drängen¬

*) Sie haben eine ganze Stube zum Winterleben,
der man im Sommer bloß die Fenſter aushebt.
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[404/0424] Aber wo geht jetzt unſer Jüngling mit ſei¬ nen Träumen? — Noch auf der romantiſchen einleitenden Straße nach Lilar, eigentlich dem erſten Gartenwege deſſelben. Er wanderte auf einer belaubten Straße, die ſanft auf Hügel mit offnen Baumgärten und in gelbblühende Gründe ſtieg und die wie der Rhein ſich bald durch grünende Felſen voll Epheu drängte, bald fliehende lachende Ufer hinter den Zwei¬ gen aufthat. Jetzt wurden die weißen Bänke unter Jesminſtauden und die weißen Landhäu¬ ſer vielfältiger, er kam näher und die Nachti¬ gallen und Kanarienvögel *) Lilars ſtreiften ſchon hieher, wie Land anſagende Vögel. Der Morgen wehte friſch durch den Frühling und das zackige Laub hielt noch ſeine leichten äthe¬ riſchen Tropfen feſt. Ein Fuhrmann lag ſchla¬ fend auf ſeinem Leiterwagen, den die rechts und links abrupfenden Thiere ſicher auf dem glatten Wege zogen. Albano hörte am ſtillen Sonntage nicht das Feldgeſchrei der drängen¬ *) Sie haben eine ganze Stube zum Winterleben, der man im Sommer bloß die Fenſter aushebt.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/424>, abgerufen am 22.11.2024.